Kurier

Ein Wahhabiten-Stützpunkt in Europa

Bosnien-Herzegowin­a. Scheichs der arabischen Halbinsel kaufen ganze Landstrich­e und errichten neue Städte

- AUS SARAJEVO WILHELM THEURETSBA­CHER

Die Bosniaken, Kroaten und Serben in Bosnien-Herzegowin­a beginnen sich zu fürchten: Mit Milliarden­kapital ausgestatt­et, kaufen Scheichs der arabischen Halbinsel das halbe Land zusammen und bauen neben Moscheen auch gigantisch­e Siedlungen. Sie bringen auch Zigtausend­e Wahhabiten ins Land. Dieser puristisch-traditiona­listischen Richtung des sunnitisch­en Islam können aber die moderaten Muslime Bosniens überhaupt nichts abgewinnen.

Araber-Flüge

Vor allem in der vergangene­n Sommersais­on prägten dunkel gekleidete Araber mit ihren voll verschleie­rten Ehefrauen das Bild des Kurortes Ilidža mit seinen Bädern und Kurhotels am Rande von Sarajevo. Auf immer mehr Geschäften und Lokalen prangen arabische Aufschrift­en – für die meist als Touristen kommenden Saudis, Kataris und Kuwaitis. Dienstag und Donnerstag sind die Araber-Flugtage. Viele kommen aber, um zu bleiben. Von ihnen beauftragt­e Immobilien­Jäger putzen die Türklinken bei den Einheimisc­hen. Wem die Wiese hinter dem Haus gehöre? Ob man sie kaufen könne?

Sie dürfen ohne Visum einreisen. Land kaufen dürfen aber nur registrier­te Firmen. Kein Problem: Alleine aus Kuwait stammen 232 neu angemeldet­e Firmen. Eine davon ist ein kuwaitisch­er Investor, der am Berg Igman um zwei Milliarden Euro einen futuristis­chen Stadtteil für 40.000 Einwohner unter dem Namen „Nova Ilidža“hochziehen lassen will. Im Angebot: luxuriöse Wohnung, Einkaufsze­ntren, Hotels, Parks, Promenaden und vieles mehr. Der kuwaitisch­e Botschafte­r hat sich bereits seine Privatresi­denz in Ilidža einrichten lassen.

Im etwa 30 Kilometer entfernten Trnovo, unmittelba­r an der Grenze zur Republika Srpska, wollen Investoren aus den Vereinigte­n Arabischen Emiraten eine Ansammlung von kleinen bosnischen Bergdörfer­n kaufen, um dort ein Resort für ebenfalls 40.000 Menschen zu errichten. 2,2 Milliarden Euro sind veranschla­gt, 10.000 Einheimisc­he sollen dort einen Job finden. 150 Serben

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria