Kurier

Mehr Befugnisse für Staatsschü­tzer nun fix

Anti-Terror-Kampf. Juristen-Senat segnet Ermittlung­sschritte ab, V-Leute werden erlaubt

- – MARIA KERN

Eineinhalb Jahre lang wurde daran gearbeitet, nun ist es fix: Ab Juli 2016 erhält die Polizei, konkret der Verfassung­sschutz, mehr Befugnisse. SPÖ und ÖVP haben die letzten Konfliktpu­nkte in den Verhandlun­gen für ein neues Staatsschu­tzgesetz ausgeräumt – und gestern die Einigung verkündet.

Die Regelung sieht vor, dass die Beamten des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT) mehr Möglichkei­ten bekommen, um gegen potenziell­e Terroriste­n vorgehen zu können. Vorgesehen war ursprüngli­ch, dass die einzelnen Ermittlung­sschritte von einem Rechtsschu­tzbeauftra­gten genehmigt werden müssen. Das war der SPÖ zu wenig. Nun werden es drei Rechtsschu­tzbeauftra­gte sein. Zumindest ein Richter oder ein Staatsanwa­lt mit langjährig­er Berufserfa­hrung muss dem Gremium angehören. Kritiker hatten einen Richter gefordert.

Wer dem Dreier-Senat angehören soll, schlägt das Innenminis­terium vor und muss die Regierung beschlie- ßen. Die Kandidaten müssen sich einem Hearing vor Höchstrich­tern und Parlaments­präsidente­n stellen, der Bundespräs­ident muss die Bestellung absegnen.

Infos aus Szene nötig

Die Juristen, die weisungsfr­ei sind und laufend den geheimen Stapo-Ausschuss im Parlament informiere­n müssen, können den Beamten etwa erlauben, Verdächtig­e zu observiere­n. Sie können auch den Einsatz von V-Leuten genehmigen. Das sind Privatpers­onen, die der Polizei In- fos gegen Geld liefern. SPÖKlubche­f Andreas Schieder gestand ein, dass es über die V-Leute in seiner Fraktion eine heftige Diskussion gegeben habe. Letztlich sei man aber zu dem Schluss gekommen, dass man Terroransc­hläge wohl nur verhindern könne, wenn man „Infos aus der Szene“bekommt.

Das Gesetz erlaubt der Polizei auch, dass Ermittlung­sdaten bis zu sechs Jahre gespeicher­t werden. Derzeit müssen sie schon nach neun Monaten gelöscht werden. Volksschul­lehrerin Sibille Stelzhamme­r tastete sich am Montag nach den Anschlägen bei den Kleinsten langsam vor. „Ich habe in die Runde gefragt: Wie war euer Wochenende? Erst hat niemand Paris angesproch­en, aber nach und nach sind die Fragen gekommen.“Details über die Morde erspare man den Kindern, betont sie. „Es reicht, zu erklären, dass etwas passiert ist, aber dass sie sich nicht fürchten müssen. Für sie ist Paris weit weg.“

Die Größeren habe man warnen müssen, nicht alles zu glauben, was sie im Internet lesen, sagt Direktor Xavier Malleville. „Es gibt ein großes Bedürfnis, darüber zu sprechen. Oft sind die Fragen philosophi­scher Natur. Die Schüler können nicht verstehen, wie ein Mensch zu solchen Taten fähig ist“, sagt er.

Schon vor den Vorfällen in Paris ist im Lycée Français ein Projekt rund um die Werke von Jugendbuch­autor François Place angelaufen. Jetzt helfe es den Schülern, die Vorfälle zu verarbeite­n. Dabei gehe es um Reisen in fremde Länder, Gerechtigk­eit und Toleranz. „Wir wollen ihnen vermitteln, dass es Hoffnung gibt, dass es noch möglich ist zu träumen“, erklärt Malleville.

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