Heeres-Panzer als Online-Schnäppchen
Militaria-Sammler. Tschechische Firma verkauft Panzer des Bundesheers, die verschrottet werden sollten
Statt verschrottet zu werden, tauchte das Kriegsgerät bei tschechischem Händler auf
Militaria-Sammlern und Bundesheer-Freaks verschlägt es den Atem: „Schützenpanzerchen mit Gummiketten“werden auf der Homepage einer tschechischen Firma angeboten. Es handelt sich dabei um jene Saurer-Schützenpanzer des Bundesheeres, die Verteidigungsminister Norbert Darabos stilllegen ließ. Offiziell, um sie zu verschrotten. Jetzt kann man sie kaufen.
Kahlschlag
Es war der größte Kahlschlag im Fuhrpark in der Geschichte des Bundesheers. Minister Darabos schied 750 Panzer der insgesamt 1150 umfassenden Flotte aus. Sie würden nicht mehr gebraucht, weil eine Panzerschlacht im Marchfeld unwahrscheinlich geworden sei.
Mit diesem Argument ersparte sich der Minister aber auch die Erneuerung der teilweise schon sehr in die Jahre gekommenen Flotte. Ersatzlos verschrottet sollten etwa die 432 Saurer-Schützenpanzer werden. Sie wurden von der Firma Steyr-Spezialfahrzeuge in Wien-Simmering produziert, und stammen aus den frühen 60er-Jahren. Damals wurde verlautbart, dass nur die Verschrottung infrage käme, weil die Fahrzeuge wegen ihres hohen Alters bei keiner regulären Armee Verwendung finden würden.
Die Hochöfen der VÖEST haben die Fahrzeuge aber nie gesehen, wie jetzt ein Angebot der tschechischen Firma Mortar Investments a.s. zeigt. Ein Schützenpanzer, der noch vor drei Jahren beim Panzerbataillon 13 in Ried stand, ist dort jetzt als „Schützenpanzerchen“um wohlfei- le 12.180 Euro zu haben. Im Angebot sind mehrere Versionen: Auf klärungspanzer, die Sanitätsversion und auch die Kampfversion mit Gefechtsturm.
Panzer-Freaks
Zielgruppe sind nicht Warlords oder Separatisten, sondern die europaweite Szene von Panzer-Freaks – Leute, die gerne mit alten Panzern Runden drehen, durch Schlammlöcher fahren oder sich im Kreis drehen.
Österreichische Freaks können das Treiben freilich nur untätig beobachten: Nach dem strengen österreichischen Kriegsmaterialiengesetz gilt ein Panzer hierzulande auch dann als Kriegsmaterial, wenn er mangels Kanone nicht schießen kann. Schon eine Panzerwanne wird als Kriegsmaterial definiert, weil sie Schutz gegen Beschuss bietet.
Wie die Schrott-Panzer nach Tschechien kommen, kann nur teilweise beantwortet werden. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärt, man habe die Flotte an Firmen verkauft, die für den Handel mit Kriegsmaterial berechtigt sind. Damit sei der Fall für das Bundesheer erledigt.
Ein Brancheninsider meint, dass eine größere Zahl von Panzern an eine belgische Firma verkauft wurde. Diese soll sie dann nach Großbritannien und Tschechien verteilt haben – und nach Afrika. Dort ist dieses alte, österreichische Qualitätsprodukt bis heute bei der nigerianischen Armee im Einsatz.