Kronen Zeitung

Auf Weintraube­nklau

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Im September wars“, berichtete der 27-jährige Valentin S. „Da hat mi der Bauer in Weingartn gschickt. Weil d Weimperln scho reif warn, hat er mi aussigschi­ckt aufpassn, damit net d Stadtleit de Traubn fladern, wanns vurbeifahr­n.

A Stünderl bin i so draußt vur der klan Hüttn gsessn. Auf amal bleibt a Auto stehn und a Blader mit seiner Frau steigt aus.

,He, Mann!‘, hat er gsagt, mit so an bledn Dialekt, wia man im Fernsehn hört. ,Würden Sie mal hier eine kleine Filmaufnah­me gestatten? Ich möchte gerne meine Frau filmen, während sie in Ihrem Gärtchen eine Traube pflückt. Haben Sie was dagegen, Taglöhnerc­hen?‘

Zerst hab i na gsagt. Aber dann hat ma der Deutsche zehn Euro gschenkt, und da hab i eahm halt guatherzig­erweise des Fülma erlaubt.

Er hat sei Kamera aufgstellt, hat sei Frau zu an Weinstock gjaugt, und dann hat er gsagt, se soll eine Traubn pflückn und verzehren. De Frau hat se sofort a Murdstrumm Traubn ohbrockt und hat se de Weimperln wia de Mottnkugln ins Mäu ghaut. In zwa Minutn wars fertig damit.

,Nee, Frauke‘, hat der Herr gsagt. ,So geht das nicht. Du frisst ja wie eine Kuh. Wenn ich den Film beim Bierabend vorführen will, machen die mich daheim fertig.

Nimm mal schnell die nächste Traube, und verzehre sie etwas langsamer. Und klemme den linken Mundwinkel zu, Frauke. Dein Goldzahn wirkt am Film wien Stück Kaugummi.‘ Auf de Art habn de zwa dreimal zum Fülma probiert, aber nia hat eahm was passt. Beim vierten Mal hab i dazwischen­fahrn müassn, weil de Frau scho den ganzn Weinstock leer gessn ghabt hat.

,Jiatzt is gnua‘, hab i gsagt. ,Gehts, gehts, schauts, dass weiter kimmts! Mei Bauer hat a jede Traubn zählt; äusa, gemma, gemma! Fülmts im Supermarkt, der hat Weintraubn gnua zum Verkaufn.‘

Jetzt is der Deutsche frech wordn und hat mi gschimpft. Hab i eahm glei ane mit mein Wachterste­ckn aufs Hirn ghaut. I kann aber bitte net gstraft werdn, weil erstens hat mirs der Arbeitgebe­r, der Weinbauer, so angschafft, und zweitens hat der Herr Pfarrer no heut in der Fruah zu mir gsagt, i muass freigsproc­hn werdn, weil ich bin ein Armer im Geiste.“

Valentin S. wurde tatsächlic­h vom Gericht freigespro­chen.

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