Kronen Zeitung

Gewalt an Frauen hat (zu) viele Gesichter

FALL 1 Ihr Ex-Mann schlug Clara und wollte ihr Baby entführen. Nun nahm ihr der Papa ihrer älteren Tochter (10) das gemeinsame Kind weg.

- Stefan Steinkogle­r

trauriger Tradition In wird am heutigen 25. November der Internatio­nale Tag gegen Gewalt an Frauen begangen. Die Zahlen sprechen für sich: 26 erstochene, erschossen­e, erwürgte oder zu Tode geprügelte weibliche Opfer klagen an.

Jeden 13. Tag kam es heuer somit zu einer Bluttat. Hinzu kommen 41 Mordversuc­he!

Einen sich wiederhole­nden Teufelskre­is erlebt die Tirolerin Clara (37) am eigenen Leib. Die Frau, um die es in dieser Geschichte geht, heißt nicht Clara und ist nicht aus Tirol. Ihre Daten wurden allesamt geändert. Um sie vor juristisch­en Konsequenz­en oder gar körperlich­en Folgen zu schützen. Solche, so erzählte es Clara vor einem Jahr der „Krone“in einem emotionale­n Gespräch, erlitt die junge Mama mehrfach.

Zwei Kinder hat sie, eine zehnjährig­e Tochter und ein Baby. Schon vor der Geburt der Kleinen sei es schwierig gewesen mit dem Mann und Vater.

Bis zum April 2022 blieb es bei verbalen Anschuldig­ungen. Dann kam es zum Eklat: Er werde ihr das Kind wegnehmen, drohte der „Ex“. Als er wütender wurde, sperrte sich Clara im Badezimmer ein.

Doch er bekam die Tür auf, entriss ihr die Tochter, flüchtete nach draußen. Im letzten Moment konnte mithilfe eines Bekannten verhindert werden, dass der Mann mit der Kleinen im Auto davonbraus­t.

Kindsvater schuf einfach vollendete Tatsachen

Vor wenigen Wochen meldete sich Clara erneut bei der „Krone“. Auch mit dem Vater des älteren Mädchens gebe es seit dem

zehnten Geburtstag Probleme. Jahrelang funktionie­rte die gemeinsame Obsorge laut der 37-Jährigen gut. Bis vor wenigen Monaten.

Die Mutter hielt das Mädchen laut eigenen Aussagen während einer Diskussion an den Schultern. Tage später behauptete der Kindsvater jedoch, sie hätte seine Tochter geschlagen.

„Ich fiel aus allen Wolken“, schildert die Tirolerin die Szenen. Ihr „Ex“läutete Sturm, inszeniert­e eine Kindeswohl­gefährdung und nahm das Mädchen kurzerhand zu sich mit.

Wie oft sie ihr Kind in den letzten Monaten gesehen hat, kann Clara an zwei Händen abzählen. Mithilfe einer Anwältin kämpft sie darum, die Tochter wieder regelmäßig zu sehen. Auch wenn sie niemals gegen den Kindsvater vor Gericht ziehen wollte.

Das Beispiel zeige aber, wie leicht man vollendete Tatsachen schaffen könne – und auf tragische Weise, dass körperlich­e und seelische Gewalt oft nur einen Steinwurf voneinande­r entfernt liegen.

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