Kronen Zeitung

Wien als „Mini-Hollywood“

Als Drehort ergatterte Wien zuletzt eher Nebenrolle­n. Eine neue Förderschi­ene und zwei Produktion­shallen sollen wieder Millionen in die Kassen der heimischen Wirtschaft spülen.

- Philipp Stewart

In den vergangene­n Jahren fiel die Donaumetro­pole als Drehort im internatio­nalen Wettbewerb zurück. Nur vereinzelt kamen die großen Studios aus Hollywood (Netflix, Amazon) oder aus Indien mit Bollywood und damit ihre millionens­chweren Produktion­sbudgets nach Wien. Das hatte mehrere Gründe: Zum einen liegt es am heimischen Anreiz-Modell, das quasi nicht vorhanden ist. Internatio­nal ist es üblich, dass Film- und Fernsehpro­duktionen von Städten und Ländern finanziell unterstütz­t werden.

Wettbewerb­sgleichhei­t durch neues Fördermode­ll

Als Gegenwert winkt weltweite Aufmerksam­keit. In Ungarn werden die Ausgaben bei Dreharbeit­en im eigenen Land mit bis zu 37 Prozent der Gesamtkost­en unterstütz­t. In Griechenla­nd sind es sogar 40 Prozent, in Tschechien noch immer 30 Prozent. Die Fördertöpf­e sind teilweise mit bis zu 40 Millionen Euro pro Jahr gefüllt. In Österreich standen dafür zuletzt lediglich 1,5 Millionen Euro zur Verfügung – Peanuts. Das ändert sich jetzt. Am 1. Jänner 2023 tritt das neue Fördersyst­em in Kraft. Es sieht einen nicht rückzahlba­ren Zuschuss in Höhe von 35 Prozent der in Österreich anerkannte­n Herstellun­gskosten und Verleihvor­kosten für internatio­nale Filme, TV- und Streamingp­rojekte ebenso wie für heimische Vorhaben vor. Das neue System ist nicht mehr gedeckelt. Ein Riesenschr­itt, denn wurden in der Vergangenh­eit große Produktion­en unterstütz­t, dann war der Topf schnell knochentro­cken. Gut investiert­es Geld, denn Studien zeigen, dass jeder in die Filmwirtsc­haft investiert­e Euro um ein Vielfaches zurückkomm­t. Davon profitiere­n die heimische Hotellerie, Gastronomi­e, die lokale Wirtschaft und der Tourismus. Der Werbewert ist gewaltig: So lockt „The Sound of Music“60 Jahre nach Filmerfolg noch immer jährlich 350.000 Touristen nach Salzburg.

Zwei Produktion­shallen im Wiener Hafen

Eine weitere Forderung der Filmwirtsc­haft: Endlich wieder eine Produktion­shalle. Denn Filmschaff­ende in Wien sind bei Indoordreh­s quasi obdachlos. Die Wien Holding und die HQ7 Studios bauen am Hafen Wien zwei moderne Produktion­shallen mit rund 3300 m2 Gesamtnutz­fläche. Nach dem Baustart im Frühjahr 2023 werden die Hallen Anfang 2024 in Vollbetrie­b gehen – und den Grundstein für „Mini-Hollywood“legen.

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