Eine Liebes(welt)geschichte
In seinem ihm ganz eigenen Mosaik-Stil erzählt Florian Illies von der „Liebe in Zeiten des Hasses. Chronik eines Gefühls 1929–1939“
Groß, wild, ausufernd liebt die Bohème zwischen den beiden Weltkriegen. Diese Zeit der politischen, kulturellen – und amourösen Spannungen rollt der Bestsellerautor Florian Illies in seinem neuen Buch auf – in bewährter Weise, indem er aus kurzen Anekdoten und Textmosaiken eine mitreißende Collage dieser Epoche bastelt.
Es wird geliebt – bis 1933 der Hass vieles zunichtemacht. Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir werden zu einem der berühmtesten Liebespaare ihrer Zeit, Kurt Weill liebt seine sprunghafte Lotte Lenya bis ins Exil, F. Scott Fitzgerald sorgt mit seiner exzentrischen Frau Zelda für Furore, Hannah Arendt wird mit Heinrich Blücher glücklich, Bertolt Brecht macht seinem Ruf als Womanizer alle Ehre, Henry Miller und Anaïs Nin feiern wilde Nächte in Paris, und Klaus Mann liebt Männer ebenso verzweifelt wie Drogen.
Über all den liebevollen Irrungen und Wirrungen braut sich bereits die Gewitterfront der Nationalsozialisten zusammen, die sich ab 1933 voll entladen wird.
Florian Illies betrachtet diese
Zeit aus einer ganz neuen Perspektive, erzählt die Kulturgeschichte anhand der Liebespaare dieser Ära, dokumentiert im Sog kurzer Notizen, wie sich die Liebe dem Hass entgegenstellt.
Er tut dies mit großen Worten, mit einem Pathos, das der Thematik aber durchaus steht. Genauso wie sein Appell, aus der Geschichte zu lernen – und in unserer Gegenwart der Spaltung und sozialen Kälte der Empathie wieder mehr Raum zu geben.
Illies Buch „Liebe in Zeiten des Hasses. Chronik eines Gefühls 1929–1939“ist im S. Fischer Verlag erschienen.