Lieber Neutralität als diese NATO
Manchmal gibt es Augenblicke, in denen ich es schätze, dass uns die Mitgliedschaft in einem Militärbündnis erspart geblieben ist. Kabul war so einer.
Neutralität schützt vor Solidaritätspflicht zu falschen Kriegen; von der Führungsmacht USA in die Pflicht genommen zu werden, noch dazu zu Angriffskriegen. Was war das für ein Jammerbild, wie die europäischen NATO-Verbündeten im Schlepptau der USA hilflos in Kabul hingen; bis zur bitteren Neige sich an den Rockzipfel der Chefmacht USA klammernd, und die Deutschen in wahrer Nibelungentreue alle Fehler der USA auskostend. (Die Franzosen hatten schon im Mai heimlich, still und leise mit Evakuierungsmaßnahmen begonnen unter dem Motto: Frankreich ist treu, aber nicht treu ergeben.)
Europa sollte endlich zu sich selbst und zu seinen eigenen Interessen finden und auf eigenen Beinen stehen. Europa war nicht in der Lage gewesen, in Kabul ohne die Assistenz durch die USA zu operieren.
Europa hatte schon in den Jugoslawienzerfallskriegen blamabel versagt. Erst durch das Eingreifen der USA hatte das Gemetzel beendet werden können.
Seither hätte Europa Zeit genug gehabt, eine EU-Eingreiftruppe auf die Beine zu stellen. Aber der Kontinent hat sich offenbar mit dem Schicksal abgefunden, der Führungsmacht nur noch Schildknappendienste zu leisten. Dabei schwingt die Sorge mit, die USA könnten sich aus Europa zurückziehen, wie es schon Trump angedroht hatte.