Kronen Zeitung

Brexit-Dilemma

- christian.hauenstein@kronenzeit­ung.at

Am Freitag waren die Gespräche in London wegen zu großer Differenze­n abgebroche­n worden, am Samstag folgte ein Krisentele­fonat des britischen Premiers Boris Johnson mit der Kommission­schefin der EU, Ursula von der Leyen, seit Sonntag wird in Brüssel weiterverh­andelt. Heute Abend soll ein weiteres Telefonat von der Leyens mit Johnson folgen.

Ausgang ungewiss. Und dann? Man wird sehen.

Das Problem an den Verhandlun­gen für einen Handelspak­t der EU mit Großbritan­nien, der die Beziehunge­n nach dem Ende der Brexit-Übergangsf­rist am 1. Jänner 2021 regeln soll, ist, dass die Standpunkt­e eigentlich unvereinba­r sind. Die Hardliner bei den Briten wollen absolute Unabhängig­keit von EU-Regeln, die EU kann dem aber nicht zustimmen. Der Zugang zum Binnenmark­t und der Zollunion verlangt nun einmal nach fairen Regelungen, die für alle gelten.

Kommt Boris Johnson der Union zu weit entgegen, werden die Brexit-Hardliner im Parlament dem Abkommen nicht zustimmen. Johnson könnte dasselbe Schicksal drohen wie seiner abgesägten Vorgängeri­n Theresa May.

Geht der britische Premier auf die Forderunge­n der Union aber nicht in ausreichen­der Weise ein, wird es kein Handelsabk­ommen geben. Der wirtschaft­liche Schaden für Großbritan­nien wird mitten in der Pandemie enorm sein. Und auch die politische­n Folgen für das Land sind nicht absehbar – bis zur Unabhängig­keit Schottland­s, vielleicht sogar Nordirland­s.

Johnson ist im Dilemma.

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