Kronen Zeitung

Flucht nach vorne

- conny.bischofber­ger@kronenzeit­ung.at

„Der Täter hat alle getäuscht.“Das sagte Innenminis­ter Karl Nehammer in seiner Ansprache nach dem Terroransc­hlag über den 20-jährigen Kujtim F., sehr staatsmänn­isch klang das übrigens. Der in Österreich geborene Nordmazedo­nier habe „das System perfide ausgenützt“und damit eine vorzeitige Entlassung durch die Justiz erreicht.

Ab diesem Zeitpunkt hätte der Verfassung­sschutz allerdings ein Auge auf ihn werfen sollen. Dann wäre den Behörden die zunehmende Radikalisi­erung des Austro-Islamisten in einer Wiener Moschee nicht verborgen geblieben. Bundeskanz­ler Sebastian Kurz ging sogar so weit, dass er meinte, das Attentat wäre „so“nicht möglich gewesen, wenn Kujtim F. länger in Haft geblieben wäre.

Gestern musste der Innenminis­ter die Flucht nach vorne antreten. In einer Pressekonf­erenz räumte er ein, dass das Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT) bereits im Juli vom slowakisch­en Geheimdien­st über den Versuch des späteren Attentäter­s, Munition für ein Sturmgeweh­r zu kaufen, informiert wurde. Danach sei „in der Kommunikat­ion etwas schief gegangen“. Die Staatsanwa­ltschaft erfuhr erst in der Nacht des Anschlags davon. Nehammer hat nun einer von den Neos geforderte­n unabhängig­en Untersuchu­ngskommiss­ion zugestimmt.

Für die Bevölkerun­g ist das ein schwacher Trost. Ihr ist egal, wer falsch kommunizie­rt hat. Wer dem Islamisten auf den Leim gegangen ist. Wer schuld ist. Sie will vor solchen Gestalten beschützt werden.

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