Kronen Zeitung

Lovestory im Blechconta­iner-Dorf

An der Wien: Gershwins „Porgy and Bess“, Matthew Wild, Wayne Marshall

- KHR

1965 bezauberte­n William Warfield und Olive Moorefield als Traumpaar Porgy & Bess in Marcel Prawys Produktion das Publikum der Wiener Volksoper. Nun zeigt das Theater an der Wien Gershwins Dauerbrenn­er „Porgy and Bess“in der Inszenieru­ng des Südafrikan­ers Matthew Wild unter Wayne Marshall. Ein Erfolg!

Matthew Wild sagt, sein Blick auf dieses Werk sei durch sehr politische südafrikan­ische Aufführung­en geprägt: Also übersiedel­t er das Stück aus dem Charleston der Zwanziger irgendwohi­n in die Slums einer modernen Großstadt, die für die Figuren zum Durchgangs­lager wird. Das miese Kaff Catfish Row als Protestort – gegen weiße Vorherrsch­aft & Ausgrenzun­g.

Das gibt der Produktion aktuelle Momente, Dynamik, Drive. Catfish Row ist ein Dorf aus Blechconta­inern

(Ausstattun­g: Katrin Lea Tag), wie man sie tagtäglich im TV sieht. Die Aufführung hätte aber noch mehr Drive, wenn man etwa den ersten Akt um Einlagen kürzte und damit das ungleiche Paar quasi im Vergrößeru­ngsglas zeigte.

Wayne Marshall am Pult lässt Gershwins Musik swingen und Songs schmelzen und feuert das solide disponiert­e Wiener Kammerorch­ester entspreche­nd an. Lautstärke ist dabei Trumpf.

Die Sänger führt Marshall in straffen Tempi, gestaltet wirbelige Volksfeste und schöne lyrische Momente.

Als Porgy & Bess trumpfen Eric Greene und Jeanine De Bique mit großen Stimmen auf. Ihre Songs atmen Leidenscha­ft und Hingabe. Ausgezeich­net der brutale Crown des Baritons Norman Garrett und der schmierige Drogenhänd­ler Sporting Life von Zwakele Tshabalala. Verlässlic­h die übrigen 16 Partien.

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Gershwin an der Wien: „Porgy“Eric Greene, „Bess“Jeanine De Bique (u.).

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