Von Gauklern und Fanatikern
Mit Fortdauer der Krise fällt es immer schwerer, sich auf die Erklärungen des politischen Führungspersonals zu konzentrieren. In den vergangenen Tagen waren wieder jede Menge Stellungnahmen zu hören. Vom Kanzler mit seiner auf milden Staatsmann geschulten Stimme über den müde machenden Plauderton des Gesundheitsministers bis zu den übrigen Regierungsleuten: Seit März waten wir durch den Phrasensumpf. Öfter seichter, seltener mit Tiefgang.
Nun wäre es ein Leichtes, das Gesagte zu kritisieren. Betrachten wir die Lage der Regierungen auf Bundesebene und in den Ländern ganz seriös: Die Mehrheit der Damen und Herren in Koalition und Opposition hat von Ursache und Wirkung des Virus so viel Ahnung wie die meisten von uns. Woher auch? Die letzte große Pandemie ist 100 Jahre her, die Welt von damals lässt sich mit der heutigen kaum vergleichen. Das vermeintliche Herrschaftswissen ist in dieser Krise bloß eine Machtdemonstration der Gaukler.
Dass die Politik keine Antworten weiß, ist ihr nicht zum Vorwurf zu machen. Die Vorspiegelung von Lösungen, etwa wann eine wirksame Impfung kommt und die Krise endet, ist allerdings ein gefährliches Spiel. Das weckt falsche Hoffnungen und schafft nur Frustration.
Immer neue Enttäuschungen sind der Nährboden für Verschwörungstheoretiker und Fanatiker, deren Umtriebe Staat und Gemeinschaft zersetzen.
Daher sachlich bleiben, Maske auf und durch.