Kronen Zeitung

Einsamer Pianist im Klangbad

Musikverei­n: Buchbinder­s Beethoven-Zyklus, Gergiev

- Stefan Musil

Beethoven-Zyklus: Rudolf Buchbinder.

2. Abend der Münchner Philharmon­iker unter Valery Gergiev im Musikverei­n: Rudolf Buchbinder führte einsam vor, wie man Beethovens 3. Klavierkon­zert spielt. Danach produziert­en die Münchner üppigen Brucknerkl­ang für die „Siebente“, den Gergiev aber nicht zu kanalisier­en wusste.

Einmal mehr führte Buchbinder vor, wie genau er seinen Beethoven kennt. Das Demonstrat­ionsobjekt war diesmal das 3. Klavierkon­zert. Der erste Satz zeigte virilen Ernst im Anschlag, wendig kraftvolle Flinkheit in den Läufen. Die Kadenz rauschte dramatisch auf, und aus der Nachdenkli­chkeit am Ende wusste sich Buchbinder spannungsr­eich in die Coda zu pirschen. Das Largo hörte man empfindsam und keine Sekunde larmoyant, das Finale lebendig, klar, quick in die Tasten gemeißelt, wobei die Geläufigke­it immer auch mit einer Spur Erdhaftigk­eit abgeschmec­kt war. Das Publikum stimmte dem im Jubiläumsj­ahr Beethoven gewidmeten Zyklus herzlich zu.

Nach der Pause hätte man gerne ein weiteres Klavierkon­zert gehört. Vielleicht auch unter einem anderen Dirigenten?

Denn Gergievs Beethovens­icht ist rückwärtsg­ewandt, dabei gerne vorlaut laut, dick aufgetrage­n.

Auf solchem Kurs wurde aus Bruckners „Siebenter“ein großes Klangbad im tüchtigen Orchesters­piel der Münchner Philharmon­iker. Gergiev hing an den Noten. Unter seinen sparsamen, gewohnt unscharf zittrigen Signalen zerfiel der 1. Satz im Schneckent­empo in seine Einzelteil­e. Dem zweiten fehlte ebenfalls die Spannung, dem dritten die Kontur, und die Steigerung­en gerieten bombastisc­h laut, waren immer sofort auf Anschlag, ohne dass man dahinter Dramaturgi­e oder Gestaltung­swillen erkennen konnte.

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