Katzenträume vom großen Glück
Ronacher: Andrew Lloyd Webbers „Cats“, Trevor Nunn, Gillian Lynne, John Napier
Er hat seine Katzen wieder aus dem Sack gelassen: Sir Trevor Nunn (78), legendärer Regisseur der Londoner Musicalund Schauspielszene, brachte Andrew Lloyd Webbers „Cats“, das erfolgreichste Musical aller Zeiten, ins Ronacher.
Wo „Cats“angesetzt sind, gerät das Publikum vor Begeisterung aus dem Häuschen. Fast selbstverständlich, dass auch diese Wiederbegegnung mit Webbers Katzen nach 26 Jahren im Ronacher zu einem Triumph mit stehenden Ovationen wurde. Und viele erinnerten sich da noch der deutschsprachigen Erstaufführung, die Peter Weck
1983 herausgebracht hatte. „Cats“, nach T.S. Eliots hinreißendem Gedichtband „Old Possums Book for Practical Cats“, ist frisch, frech, aufmüpfig wie 1981 in London. Diese Katzen beund verzaubern noch immer: Dank Gillian Lynnes scharf pointierter Choreografie begeistern sie mit rasantem Tempo, furiosen Tanznummern, Radschlagen, Turnleistungen. Und mit perfektem Gesang. Da gibt’s keinen Leerlauf. Und bei rührenden Momenten – etwa dem melancholischen „Memory“-Song der alten Grizabella, die in den Katzenhimmel geht, oder bei Alt Deuteronimus – weiß Regisseur Trevor Nunn für plüschige Melancholie zu sorgen.
„Cats“– ein faszinierender szenischer Wurf, der durch John Napiers gewaltiges Bühnenbild zum Superschauvergnügen wird: Seitenlogen und Plafond des Ronachers hat er in eine Müllhalde, das wundersame Katzenreich, umgestaltet, in dem David Herseys Lichtspiele für Hochspannung sorgen.
Carsten Paap führt das VBW-Orchester perfekt. Die Besetzung lässt keine Wünsche offen. Rührend Ana Milva Gomes’ Grizabella, von liebenswerter Betulichkeit Rory Six’ Alt Deuteronimus, rasant Stephen Martin Allans Mefistofeles und Dominik Hees’ Rum Tum Tugger und die Besetzung weiterer 17 Rollen. Einziges Minus: Die Songs, etwa „Memory“, hätte man lieber im englischen Original gehört.