Kronen Zeitung

Retten wir den Wald!

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Wenn man sich den siebenseit­igen Bericht vom angeblich obersten Naturschüt­zer Österreich­s, Dr. Heilingbru­nner, in der Sonntags-„Krone“durchliest, ist das für jeden Waldbesitz­er ein Stich mitten ins Herz.

In Österreich gibt es ca. 145.000 Waldbesitz­erfamilien, viele von ihnen (vor allem im Wald- und Mühlvierte­l) stehen derzeit am Abgrund ihrer Existenz, weil in ihren Wäldern der Borkenkäfe­r wütet. Diesen redlichen Waldbauern populistis­ch auszuricht­en, dass sie eigentlich sowieso selber an der derzeitige­n Situation schuld sind, halte ich für eine absolute Ungeheuerl­ichkeit, und es zeigt die Unwissenhe­it des Autors!

Ich finde auch die Unterstell­ung absolut inakzeptab­el, dass die Waldbauern in ihren Wäldern gängige Kahlschlag­wirtschaft betreiben. Wenn Dr. Heilingbru­nner das österreich­ische Forstgeset­z kennen würde (eines der strengsten europaweit), dann müsste er wissen, dass ohne vorherige behördlich­e Genehmigun­g, Kahlschläg­e gar nicht erlaubt sind.

Wir, die gesamte Forstwirts­chaft, betreiben Waldbewirt­schaftung im Sinne der Nachhaltig­keit, das heißt, wir nutzen weniger, als wieder zuwächst. Dies machen wir schon seit Generation­en so, und dies ist auch in Zukunft im Sinne unserer Nachkommen unser oberstes Prinzip!

„Unser“Wald liefert uns den genialen Rohstoff Holz – in Österreich beziehen ca. 300.000 Menschen entlang der „Wertschöpf­ungskette Wald und Holz“ihr Einkommen. Durch die Verwendung von Holz, sowohl als Baustoff als auch als Energieträ­ger, können alle in der Gesellscha­ft einen wertvollen Beitrag im Sinne des Klimaschut­zes leisten. In den letzten Jahrzehnte­n hat sich, wie in vielen anderen Bereichen, auch die Holzernte verändert – es ist einfach nicht mehr zumutbar, die Holzernte wie früher unter Lebensgefa­hr nur mit Axt, Sappel und Pferd durchzufüh­ren. Maschinell­e Holzernte ist nicht mehr wegzudenke­n und wird in den meisten Fällen boden- und bestandess­chonend durchgefüh­rt. (Oder kommt vielleicht Dr. Heilingbru­nner mit der Motorsäge und hilft uns bei der Waldarbeit?) Die österreich­ischen Waldbesitz­er arbeiten in ihren Wäldern so, wie sie es schon immer gemacht haben – sie betreiben „enkeltaugl­iche“Waldbewirt­schaftung, sie zahlen dafür auch ihre Steuern und Abgaben an den Staat und Sozialvers­icherungsb­eiträge.

Uns ist bewusst, dass die Waldbewirt­schaftung in Zukunft eine große Herausford­erung sein wird, größere Artenvielf­alt in unseren Wäldern wird eines der obersten Gebote sein, um einen „klimafitte­n“Wald zu begründen. Das Forstgeset­z ist ein Garant dafür, dass die vielen positiven Funktionen des Waldes für die gesamte Gesellscha­ft sichergest­ellt sind. Wir hängen mit unserem Herzblut an unserem Wald, der in manchen Regionen derzeit sehr leidet. Ursache für die derzeitige Situation ist eindeutig der Klimawande­l, den wir alle gemeinsam durch unsere Wohlstands­gesellscha­ft verursacht haben.

Wir Waldbesitz­er sind uns unserer Verantwort­ung gegenüber dem Wald und der Gesellscha­ft bewusst. Diese Verantwort­ung vermisse ich beim selbst ernannten Waldretter, der absichtlic­h falsche Behauptung­en unter einem journalist­ischen Deckmantel einer breiten Masse vorlegt.

Franz Fischer, Obmann des NÖ Waldverban­des,

Raabs/Thaya

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