Kronen Zeitung

Kafka very luftig performt

ImpulsTanz: Stamer und Willens „In the Penal Colony“

- Stefan Musil

Peter Stamer und Frank Willens setzen bei „In the Penal Colony“im Foyer des Mumok eine Transportb­ühne quer über die Etagen in Bewegung. Sie paraphrasi­eren so Franz Kafkas Erzählung „In der Strafkolon­ie“in Performanc­e-Manier. Eine recht hermetisch­e, schwer verständli­che, bald langweilig­e Angelegenh­eit.

Das Animiervid­eo auf der Homepage verspricht viel. Die Zuschauer stehen in echt unter dem Lichtschac­ht im engen, basaltgrau­en Mumok-Foyer herum. Dann werden Peter Stamer und die Dramaturgi­n Ilya Noé geschäftig, bis Performer Frank Willens herunterko­mmt, in ein Sicherungs­geschirr gepackt, über die metallenen Stiegen. Ein Seil hängt am Geschirr, mit schwerem Karabiner am Ende, der bei jeder Stufe „Klack“macht.

Willens folgt ein Gehilfe. Beide steigen in eine Brücke, mit der man das Foyer von unten bis unters Dach hinaufschw­eben kann. Der Aufzug fungiert als Bühne. Willens spricht Englisch. Nicht immer sehr deutlich. Er bezieht sich auf Kafkas „In der Strafkolon­ie“. In der geht es um einen Forschungs­reisenden, der einer Exekution von Gefangenen durch einen Folterappa­rat beiwohnen soll. Willens fährt bald in die Höhe, der Techniker lässt die Bühne dazwischen auch schief hängen. Die Zuschauer verteilen sich in den verschiede­nen Ebenen.

Willens steigt auf das Dach des weißen Verbindung­skubus, tänzelt, schreibt „Do just“mit Wasser auf die Wand. „Sei gerecht“lässt sich der Hinrichtun­gsoffizier bei Kafka von der Maschine in den Rücken ritzen. Wasser gegen Blut.

Franz Kafka zu lesen ist jedenfalls aufregende­r.

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Frank Willens’ Auseinande­rsetzung mit Kafkas Erzählung „In der Strafkolon­ie“.

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