Kronen Zeitung

Krimi um Maulwurf in Kickls Kabinett

Identitäre­n-Chef vor Razzia gewarnt, Staatsanwa­lt ermittelt Suche nach dem Verräter führt ins Wiener Innenminis­terium

- VON CHRISTOPH BUDIN UND ALEXANDRA HALOUSKA

Seit Tagen beschäftig­t die Republik das Schredder-Duell der beiden Altkanzler Sebastian Kurz und Christian Kern. Die Ibiza-Affäre um Ex-FPÖ-Chef Heinz Christian Strache schien vergessen, die Freiheitli­chen beobachtet­en die gegenseiti­gen Schmutzküb­el-Attacken zwischen den einstigen Koalitions­partnern ÖVP und SPÖ erste Reihe fußfrei.

Doch jetzt könnte ausge

rechnet das von den Blauen seit Monaten unter Beschuss genommene BVT (siehe Artikel unten), das Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g, die Freiheitli­chen in den nächsten PolitAufre­ger hineinzieh­en.

Identitäre­n-Handy im Blumentopf versteckt

Hintergrun­d sind Ermittlung­en in Richtung Amtsmissbr­auch und Geheimnisv­errat – es drohen bis zu fünf Jahre Haft – nach der Razzia bei Identitäre­n-Chef Martin Sellner. Dieser steht unter Terrorismu­sverdacht, weil er mit dem MoscheeAtt­entäter von Christchur­ch in Kontakt stand bzw. eine Spende (mehr dazu im Bericht rechts) erhielt.

Rätselhaft: 41 Minuten

vor der Wohnungser­stürmung löschte der Sprecher der als rechtsextr­em eingestuft­en Bewegung verräteris­che E-Mails und versteckte ein Handy im Blumentopf. Der ungeheure Verdacht: Sellner wurde aus Sicherheit­skreisen vorgewarnt!

Dem Vernehmen nach erhielt der Polit-Aktivist sehr zeitnah zu den Hausdurchs­uchungen einen geheimnisv­ollen Anruf. Die Suche nach dem Maulwurf führt auch ins Innenminis­terium. Im BVT-Extremismu­sakt zu den zumindest auf Landeseben­e teils engen Verflechtu­ngen zwischen Identitäte­n und der FPÖ fällt auch der Name Reinhard Teufel. Seines Zeichens damals Kabinettsc­hef im Innenminis­terium unter Herbert Kickl. Von der „Krone“darauf angesproch­en, dementiert der 40-Jährige auch „einen einmaligen Kontakt gar nicht – danach aber nie wieder“.

Einen verräteris­chen Anruf von seinem Handy, „das ich nie aus der Hand gegeben habe“, aus dem Palais Modena schließt der nunmehrige FPÖ-Landtagsab­geordnete in Niederöste­rreich aber entrüstet aus.

Kickls Ministertr­äume jetzt Fall für Reißwolf?

Und der unter Kickl starke Mann im Innenresso­rt, der zuvor Büroleiter von Strache war und der ÖVP nach dem Sturz der Regierung „Machtrausc­h“vorgeworfe­n hatte, gibt sich ob der brisanten Causa zuversicht­lich: „Schon eine erste Anzeige gegen mich wegen der Bestellung von Peter Goldgruber zum Generaldir­ektor (Anm. d. Red. Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen verweigert­e aber die Unterschri­ft zur Einsetzung) wurde eingestell­t.“

Stimmen die Vorwürfe freilich, gäbe es im Innenminis­terium nicht die von Herbert Kickl vermuteten „schwarzen Netzwerke“, sondern „blaue Infolöcher“. Und die Ministertr­äume des FPÖ-Frontmanne­s würden wohl im Reißwolf landen . . .

Herrn Sellner habe ich vor Jahren einmal zufällig auf der Straße getroffen. Ich kann nichts verraten, von dem ich nichts wusste.

Kickls Ex-Kabinettsc­hef Reinhard Teufel

Entweder es wird bei den Ermittlung­en unsauber gearbeitet, oder es ist vorsätzlic­h. Der Vorwurf ist jedenfalls absurd.

Der Scheibbser FPÖ-Bezirksobm­ann

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