Die ÖBB bleiben auf Rekordkurs
Das neue Manager- Duo investiert zwei Milliarden Euro in die Infrastruktur
Soändern sich die Zeiten: Waren die Österreichischen Bundesbahnen lange Zeit hindurch ein hochsubventionierter und vielkritisierter Staatsbetrieb, so hat sich das Unternehmen inzwischen in die europäische Spitzenklasse hochgearbeitet. Gefüttert mit viel Steuergeld, aber inzwischen modern geführt und punkto Qualität und Pünktlichkeit bei den Klassenbesten in der EU.
ÖBB- Generaldirektor Andreas Matthä, der mit seinem neuen Finanzchef Arnold Schiefer den Konzern mit seinen 40.000 Mitarbeitern und 5,7 Milliarden Umsatz steuert, im Gespräch zur „ Krone“: „ Wir freuen uns, bereits das siebente Jahr hintereinander ein erfreulich positives Ergebnis geschafft zu haben. Dabei haben uns diesmal die neuen Pensionsvorsorge- Rückstel
lungen schon mit 30 Millionen Euro belastet.“
Im Schienenverkehr boomen die Fahrgastzahlen, rund eine Viertelmilliarde nutzte die Angebote der ÖBB. Matthä: „ Wir haben in neue Züge ebenso investiert wie in unsere IT- Systeme, in moderne Bahnhöfe und neue Strecken, ein Drittel aller Tickets wird schon bei den Automaten gekauft.“
Allein in den Schienenbereich sind im Vorjahr zwei Milliarden Euro geflossen. Die Verbesserungen für die Pendler mit dem Cityjet haben besonders viel Anklang gefunden. Ab 2023 sollen neue Doppelstockzüge dazukommen, die Ausschreibung startet jetzt. Ob sie aus China kommen werden? Wohl kaum, denn, so Matthä: „ Wir legen Wert auf österreichische oder zumindest europäische Wertschöpfung . . . “
Spezialisiert hat man sich auf Nachtzüge („ Nightjet“) nach Hamburg, Berlin und Venedig, im letzten Jahr hat man da 1,4 Millionen Tickets verkaufen können. In diesem Geschäftszweig konkurriert man mit den Billigfliegern. Beim Nightjet spart
Wie wichtig regelmäßige Investitionen in die Infrastruktur sind, zeigen die aktuellen Probleme der Bahn in Deutschland. ÖBB- General Andreas Matthä
man zwar die Übernachtung im Hotel, die Kampfpreise bei den Flugtickets jedoch seien auf Dauer problematisch. Matthä: „ Sonst würden wir noch schneller wachsen!“
Was die Beschäftigten betrifft, so befindet sich die Bahn im Umbruch. Arnold Schiefer: „ Wir haben im Vorjahr 3600 neue Mitarbeiter aufgenommen, in den nächsten Jahren sollen es weitere 10.000 sein, darunter viele Lehrlinge.“ Durch Pensionierungen werden neue, anspruchsvolle Jobs frei, für die auch neue Berufsbilder entstanden sind. Die ÖBB sind inzwischen in vielen Bereichen ein Hightech- Unternehmen. Punkto Kundenzufriedenheit liegen die Österreicher mit 86 Prozent im Spitzenfeld, punkto Pünktlichkeit in der EU sogar auf Platz 1 ( nur die Schweiz ist da noch besser). Ein Zeichen für die Akzeptanz bei den Kunden sind die 900.000 Österreicher, die eine ÖBB- Jahreskarte besitzen. Dazu
ÖBB- General Andreas Matthä und Finanzchef Arnold Schiefer: Nur wer investiert, bleibt vorne dabei. kommen noch 100.000 mit der sogenannten ÖsterreichCard. Auch die Umstellung im Catering von Do & Co zum neuen Anbieter DON sei akzeptiert worden.
Schwieriger ist es im Güterverkehr: Da stimmen wohl die Umsätze, aber die Erträge noch nicht. Da spürt man derzeit das Schwächeln der wichtigsten Kundengruppe, nämlich der deutschen Autoindustrie.
In Ungarn verfügen die ÖBB über 60 Prozent Marktanteil im Güterverkehr, das ist beachtlich, aber: Wirklich lukrativ wird der Güterverkehr nur über lange Distanzen, um die man sich aber intensiv bemüht.