„ Ein Aquarium für 4 Menschen“
Theater an der Wien: Webers „ Euryanthe“in Christof Loys Inszenierung ( ab 12.)
Als „ Große romantische Oper in drei Aufzügen“wurde Carl Maria von Webers „ Euryanthe“im Oktober 1823 im Wiener Kärtnertortheater uraufgeführt. Intendant Roland Geyer wagt sich jetzt im Theater an der Wien an die Rarität. Christof Loy führt Regie. Und verteidigt das stets als schwach bezeichnete Libretto der Helmina de Chézy. Premiere: heute, Mittwoch .
Ein mittelalterlicher Stoff: Euryanthe wird auf die Probe gestellt, verleumdet, ausgesetzt, bekommt aber am Ende ihren Grafen Adolar doch. Als Bösewichte stehen Graf Lysiart und die eifersüchtige Eglantine dagegen. Christof Loy zeigt das als „ Kammerspiel für vier Personen“.
Den Bühnenraum für „ Euryanthe“beschreibt er als eine „ Art Aquarium für vier Menschen. Das Mittelalter ist eine Chiffre für die Entstehungszeit, für Restauration, Biedermeier, mit starren Geschlechterrollen.“
Bei der Erstbegegnung mit „ Euryanthe“„ hatte ich weniger mit dem Plot als mit der Sprache Probleme. Das Thema der Prüfung der Frau trifft man oft an, in , Lohengrin‘, , Ariodante‘, Shakespeares , Cymbeline‘.“
Gerade der Text von Helmina von Chézy, von der man auch „ Rosamunde“kennt, zu der Schubert die Bühnenmusik komponierte, gilt als Grund, dass „ Euryanthe“nie gespielt wird. Loy: „ Chézy hat hier eine Kunstsprache erfunden. Wenn man ganz unironisch mit dem Text umgeht, merkt man seine absolute Überzeugungskraft.“
Loy verlegt „ Euryanthe“parabelhaft in die Zeit nach 1945. In eine Epoche, in der viel Dunkles existierte, und die „ ganz nah am Biedermeier und der schwarzen Romantik liegt. Auch in , Euryanthe‘ werden Trau- mata und Verletzungen behandelt. Man sieht eine Gesellschaftshaltung, die Unbewältigtes unter den Teppich kehrt.“
Die Komposition begeistert Loy: „ Weber liest den Text wie ein Schauspielregisseur und zeigt diese zerstörerischen, selbstzerstörerischen Momente, ebenso die Sehnsüchte nach Frieden und Liebe.“