35 Stiche und kein Tatmotiv
Mord an Frau ( 70) Angeklagter griff Tote an, will es aber nicht gewesen sein
Er schwankt, er stürzt fast, Justizbeamte müssen ihn stützen – eine Rekonstruktion der Ereignisse in der Wohnung einer Pensionistin ( 70) hat dem Angeklagten die letzte Kraft gekostet. Hat dieser Mann eine Pensionistin ( 70) mit 35 Stichen getötet, lautet die Frage.
Mit 35 Messerstichen wurde Frieda L. in ihrer Wohnung in Neunkirchen ( NÖ) getötet. Die Leiche wurde Mitte Oktober 2017 von einer Bekannten aufge- funden, die Tat lag da schon Tage zurück. „ Die 35 Stiche setzen ein hochemotionales Motiv voraus“, vermutet Verteidiger Michael Dohr.
Doch ein solches sei bei seinem Mandanten nicht zu finden. Erwin F. ( 59) hatte mit dem Opfer wenig zu tun. Auch die Anklage weiß keinen Grund für die schreckliche Tat. Einziges Ass in den Händen der Staatsanwältin: Belastende DNA- Tests!
Denn nachdem die Kriminalisten sechs Monate keinen Täter fanden, wurden alle einer Gen- Analyse unterzogen, die jemals irgendeine Verbindung zu Frieda L. hatten. Der Angeklagte war der Freund einer Nachbarin.
Er sagt jetzt: „ Ich habe einmal zehn Minuten mit ihr geredet, mehr nicht.“Doch sein DNA- Test erwies sich als Volltreffer: Der Gen- Abdruck fand sich auf der Leiche und auf einem Kaffeehäferl in der Küche.
„ Wie das?“, will Richterin Birgit Borns wissen. Erwin F.: „ Ich bin bei der Wohnung vorbeigegangen, die Türe stand offen. Ich habe die Tote in der Küche gefunden, angegriffen und gerufen: , Frieda, was ist?‘ Es war schrecklich. Dann habe ich die Hände gewaschen und das Häferl berührt.“Schließlich flüchtete Erwin F.: „ Ich bekam die Panik.“
Er informierte niemand und schwieg auch, als die Polizei später den DNATest von ihm verlangte. Der Gen- Analyse stimmte er bereitwillig zu. Angeklagter: „ Weil ich weiß, dass ich es nicht bin.“Fortsetzung am 25. September.