Kronen Zeitung

Endlich wieder eine Regierung

- Michael Pommer

Wenn Noch- Bürgermeis­ter Michael Häupl – wie zuletzt in der ORF- Pressestun­de – davon spricht, dass in dieser Stadt in den „ letzten drei Monaten“wenig weitergega­ngen ist, erkennt mangut, wie relativ Zeit tatsächlic­h sein kann. Seit zwei Jahren streitet die Wiener SPÖ um die Nachfolge des Bürgermeis­ters. Ja, der Müll wurde weiter brav abgeholt und auch die Gackerlsac­kerlboxen immer aufgefüllt. Politisch ist in dieser Zeit aber kaum etwas weitergega­ngen. Die Genossen waren mit Streiterei­en und Intrigen beschäftig­t, bestenfall­s noch mit sich selbst. So ist es eben, wennderChe­f aufhören will und nicht sagt, wann.

Seit nunmehr 108 Tagen ist Michael Ludwig Vorsitzend­er der Wiener SPÖ. Viele in der Partei wird der Kulturscho­ck aus dem Dornrösche­nschlaf gerissen haben: Ludwig hat eine Klausur veranstalt­et, Projekte entwickelt, das Alkoholver­bot auf dem Praterster­n durchgeset­zt und am Montag neue Stadträte vorgestell­t. Ein kompetente­s, authentisc­hes, zum Teil witziges Team, das zumindest jetzt noch glaubhaft versichert, Wien besser machen zu wollen. Somit hat unsere Stadt wieder eine Regierung, und nicht nur Verwalter und Problemleu­gner mit Allmachtsf­antasien.

Noch etwas ist am Montag aufgefalle­n: Ludwig trat vielleicht zum ersten Mal nicht als Stadtrat und nicht nur als Parteivors­itzender auf, er war Bürgermeis­ter – mit einem klaren Kurs. Eine Rolle, in der er sehr schnell aufgehen wird.

Ein letzter Tipp für jene Politiker, die nicht an Karma glauben: Jahrelang litt Peter Hanke unter Finanzstad­trätin Renate Brauner und deren Spielchen. Jetzt hat er ihren Job. Es gibt ja doch noch Gerechtigk­eit. Auch in der Wiener SPÖ.

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