„ Geld! – Unser einziger Antrieb!
Wie gut es funktioniert, Geld auf den Kopf eines Menschen auszusetzen, zeigt ab 16. März „ Der Besuch der alten Dame“im Theater an der Wien. Erfolgsregisseur Keith Warner inszenierte Gottfried von Einems Vertonung des Nachkriegsklassikers von Friedrich Dürrenmatt. Keith Warner: „ Bis heute brandaktuell!“
„ Geld ist der einzige Antrieb der Menschheit geworden“, erklärt Warner. Unter seiner Regie hat Milliardärin Claire Zachanas ihren Auftritt in der Kleinstadt Güllen. Dort wurde sie als Mädchen von Alfred Ill geschwängert, der die Vater- schaft bestritt. Sie wurde gedemütigt und vertrieben. Reich geworden, kehrt sie 45 Jahre später zurück und verspricht jedem eine Milliarde, der Ill tötet.
Dürrenmatts Stück wurde 1956 in Zürich uraufgeführt und ab 1971 an der Wiener Staatsoper gezeigt. „ Die einst graue Welt hat sich in etwas technisch Blitzblankes, in Reichtum verwandelt“, zitiert Warner. „ Eine Zeitreise von der Nachkriegszeit in eine vom Konsum bestimmte Gegenwart.“
Diese Gesellschaft hat moralische Werte vergessen. „ Ill hat Claire einst vermutlich vor einer Vergewaltigung gerettet, es gab auch dieses gemeinsame Kind. Aber dann hat er sie im Stich gelassen. Obwohl es sogar ein Liebesduett gibt, gewinnt am Ende der Hass.“
Tragödie und Komödie sind untrennbar verbunden. „ Shakespearehaft“nennt Warner das. Einem schaffte es, den „ Text in eine Musik zu packen, die einen darüber nachdenken lässt, die ein Kommentar ist.“Claires grausames Experiment „ hat nichts Falsches an sich. Sie ist die Einzige, die nicht lügt, auch nicht sich selbst belügt. Ill ist für mich eine Art Jedermann. Wir sind nicht alle Ills, aber Ill steckt in jedem von uns.“