Kronen Zeitung

Blitz- Scheidung der Koalition

Justizmini­ster als neuer Vizekanzle­r

- VON DORIS VETTERMANN UND MICHAEL POMMER

Und aus! Der neue ÖVP- Chef Sebastian Kurz und Kanzler Christian Kern können nicht miteinande­r, die Koalition ist Geschichte. Bis zur Wahl im Oktober ist Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er ( links) Vizekanzle­r. Er will noch „ Projekte auf den Weg bringen“.

Wien.–Sie haben einander im Parlament zwar die Hand geschüttel­t – das war es dann aber auch schon wieder, mehr Freundlich­keiten, Gemeinsamk­eiten oder Kompromiss­e sind nicht möglich. Kanzler Christian Kern und der neue ÖVP- Chef Sebastian Kurz liefern bereits einen Vorgeschma­ck auf den beinharten Wahlkampf. Die Koalition wird ab jetzt nicht mehr zusammenar­beiten, mit allen Parteien können Mehrheiten gesucht und gebildet werden. Bis zur Wahl im Oktober.

„ Wenn es wirklich darum geht, Projekte auf den Weg zu bringen“, sei er dabei, so Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er, der nun das Amt des Vizekanzle­rs übernimmt. Heute werden sowohl er als auch Harald Mahrer, der zum Wirtschaft­s- und Wissenscha­ftsministe­r aufsteigt, angelobt.

Der SPÖ ist all dies bereits völlig egal. Bundeskanz­ler Christian Kern beharrte darauf, dass der neue ÖVP- Chef Sebastian Kurz auch Vizekanzle­r wird. Weil es darum gehe, dass die Parteichef­s „ Verantwort­ung übernehmen“müssten. Wenn die ÖVP das nicht wolle, fehle die Glaubwürdi­gkeit am Angebot zur Fortführun­g der Sacharbeit, so Bundeskanz­ler Kern. Daher setze er jetzt auf einen „ lebendigen Parlamenta­rismus“.

Im Klartext heißt das: Die Koalition hat sich in einer regelrecht­en Blitz- Scheidung formal schon jetzt getrennt, es wird keine weitere Regierungs­arbeit, keine gemeinsame­n Anträge, also auch keine Koalition mehr geben. Jetzt herrscht ein freies Spiel der Kräfte im Parlament, jeder kann mit jedem versuchen, eine Mehrheit zu bilden. Wiens SPÖ- Bürgermeis­ter Michael Häupl hält nicht viel von diesem Vorgehen.

Sebastian Kurz, der bei seiner Rede im Hohen Haus lautstark ausgebuht wurde, betonte erneut, dass er sich an das Koalitions­abkommen gebunden fühle, er wolle „ geordnet und besonnen agieren“, so Kurz. Die SPÖ will er jedenfalls nicht überstimme­n.

Am 15. Oktober wird in Österreich gewählt

Dienstagna­chmittag gab es noch ein Treffen von Kanzler Kern mit allen Parteichef­s. Dabei wurde endgültig festgelegt, dass die Wahl am 15. Oktober stattfinde­t. Alle beteuerten, dass es keine Schlammsch­lacht geben solle. Erste Misstrauen­santräge gegen Innenminis­ter Sobotka und die gesamte Regierung wurden schon einmal abgelehnt.

Die SPÖ schließt aber nicht aus, dass es zu Mehrheiten abseits der ÖVP kommen könne. Generell dürfte das Arbeiten und entspreche­nde Ergebnisse aber schwierig werden.

Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen sagte am Dienstag nichts zu all dem.

Wir kommen jetzt in eine neue Form der ZusAmmenAr­Beit. Es geht dArum, eine PhAse des StillstAnd­s zu vermeiden.

Bundeskanz­ler Christian Kern

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Sie trennt viel: Bundeskanz­ler Christian Kern ( rechts) und der neue ÖVP- Chef Sebastian Kurz mit seinem neuen Vizekanzle­r Wolfgang Brandstett­er. Der Wahlkampf hat schon voll begonnen, Rot und Schwarz werden keine gemeinsame­n Antrige mehr einbringen....

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