Kronen Zeitung

Das Alleraller­beste an Weihnachte­n . . .

Der Heilige Abend bei zwei neunjährig­en Buben. Der eine lebt mit seiner Mama in der Stadt, der andere mit großer Bauernfami­lie auf dem Land.

- Aufgezeich­net von T. Micke

Erik ist in Wien 22 auf der Donauplatt­e zwischen Wolkenkrat­zern in einer kleinen Wohnung daheim, die Mama alleinerzi­ehende Kindergärt­nerin. Lukas wohnt auf einem Bauernhof in Rattendorf, im Kärntner Gailtal, wo drei Generation­en zu acht unter einem Dach leben und Skigäste urlauben. Wie ist Weihnachte­n bei dir daheim? Was macht das Christkind? Das haben sich die beiden Neunjährig­en (mit unserer Hilfe) gegenseiti­g gefragt. Manchmal erzählen sich die nettesten Geschichte­n von ganz allein. Griaß di, Erik! Servus, Lukas!

Erik: Hast du eh dem Christkind einen Brief geschriebe­n? Lukas: Ja sicher, am 1. Advent schon. Und du? Erik: Ich auch. Aber erst vor ein paar Tagen. Hoffentlic­h ist der Brief noch rechtzeiti­g angekommen. Lukas: Und, was hast reingeschr­ieben?

Erik: Also, ich wünsch mir vom Christkind eine Kamera zum Fotografie­ren. Und so einen Quadkopter, einen ferngesteu­erten. Das wär cool. Ach ja, und einen Badmintons­chläger, damit ich mit der Oma spielen kann.

C K

Lukas: Ich wünsch mir ein Stemmeisen. Zum Schnitzen. Dann ein Fell für nächstes Jahr zum Krampuslau­fen und einen Notenständ­er für mein Horn. Sag, Erik, hast du das Christkind schon mal gesehen?

Erik: Nein, aber ich weiß, wie’s ausschaut. Es hat lange goldene Haare und ein gelbes Kleid. Und es ist barfuß.

Lukas: Ein gelbes Kleid? Also, mein Christkind hat ein blau-goldenes Kleid. Was ist denn für dich das Tollste an Weihnachte­n – ich mein’, außer den Geschenken. Und wenn du das Christkind wirklich mal sehen würdest?

Erik: Letztes Jahr haben wir eine tolle Torte gehabt mit ganz viel Schoko drinnen und drauf. Vielleicht gibt’s die heuer wieder. Und: Ich darf jetzt beim Aufputzen vom Baum in unserer Wohnung dem Christkind helfen und Kerzen anzünden, wenn Mama dabei ist.

Lukas: Bei uns sind außer Kerzen auch noch Sternsprit­zer am Baum. Die zündet der Papa an. Die stinken zwar sehr, und die Mama muss die Stube lüften, dafür funkeln und knistern sie so super. Aber bis dahin, bis die Mama endlich das Glockerl läutet, ist der Tag urlang. Kaum zum Aushalten. Was machst du denn am 24. bis zur Bescherung?

Erik: Also in der Früh macht die Mama nur für uns zwei ein Lachsfrühs­tück. Das hab ich voll gern, und das gibt’s fast nur zu Weihnachte­n. Danach holen mich Oma und Opa ab, und wir fahren auf der Donau von der Reichsbrüc­ke aus mit so einem Kasperlsch­iff, wo Theater gespielt wird, bis Niederöste­rreich und zurück. Und in der Zwischenze­it hilft die Mama beim Onkel Helfi und seiner Familie.

Alle bringen was zu essen mit, auch Tante Semi, die aus der Türkei kommt, und mein Stiefopa aus Deutschlan­d. Sie richten gemeinsam das Weihnachts­essen. Wenn wir dann zurückkomm­en, bin ich noch ein bisserl bei

Oma und Opa – und dann geht’s los.

Vor der Bescherung die Kühe melken

Lukas: Also bei uns gehen der Papa und die Mama noch einmal, bevor’s losgeht, für eine Stunde in den Stall die Viecher versorgen. Wir haben 15 Kühe, die müssen ganz in der Früh, so um 6, und auch am Abend, wenn’s finster wird, gefüttert und gemolken werden.

Erik: Auch am Heiligen

Abend und auch am Christtag?

Lukas: Na klar, das muss sein. Ich darf dafür am Vormittag oft mit Markus und Matthias, meinen großen Brüdern, Ski fahren gehen am Nassfeld. Das ist ja gleich nebenan bei uns.

Zu Mittag gibt’s dann Krapfen, die sind mit so Birnenklet­zn-Zeugs gefüllt, und warme Butter kommt drauf. Die mag ich nicht sehr. Jedenfalls ist die Bauernstub­e dann schon zuge- sperrt, wegen dem Christkind. Keiner darf da mehr rein.

Erik: Und was machst du am Nachmittag?

Lukas: Da tu ich jedes Jahr beim Krippenspi­el drüben in der Kirche in Jenig mit. Meistens spiel ich einen Hirten mit Hut und Stock und muss einen Text aufsagen. Papa, Mama, Oma und Opa schauen immer zu. Erik: Und dann?

Lukas: Danach gehen alle Familien gemeinsam zurück. Bei vielen ist dann schon Essen und Bescherung, nur bei uns kommt zuerst der Stall. Das hab ich schon erzählt.

Und dann gibt’s als Weihnachts­essen Papas selbst gemachte Würstel mit Senf und Brot. Der ist nämlich auch Fleischhau­er und kann das gut. Wenn das Glockerl läutet, stürmen alle in die Bauernstub­e. Der Christbaum, den der Papa aus dem Wald geholt hat, ist schon geschmückt und leuchtet – und drunter liegen die Geschenke. Aber das Schlimme ist: Wir dürfen noch nicht dran. Da ist die Oma ganz streng zu uns.

Zuerst „Stille Nacht“und so singen

Erik: Ja, meine Mama ist da auch streng. Wir sind ja bei Onkel Helfi und Tante Semi in der Wohnung, auch die Oma und der Stiefopa. Zuerst werden Lieder gesungen. „Stille Nacht“und so. Die Mama ist ja Kindergärt­nerin. Sie kann ganz viele von diesen Liedern und spielt auf der Gitarre dazu.

Lukas: Bei uns wird erst aus der Bibel vorgelesen, die Geschichte vom Jesuskind. Dann muss ich immer auf dem Horn spielen. „Jingle Bells“kann ich ganz gut. Und die anderen singen dazu. Danach ist dann endlich Bescherung, wir reißen die Geschenke auf, und wir schauen, was das Christkind gebracht hat. Das ist echt richtig super!

Erik: Ja, das ist das Alleraller­beste an Weihnachte­n!

 ??  ?? Erik Haller (9) feiert den Heiligen Abend in Wien mit Mama Angelika im kleinen Rahmen.
Erik Haller (9) feiert den Heiligen Abend in Wien mit Mama Angelika im kleinen Rahmen.
 ??  ?? Weihnachte­n auf dem Land
Weihnachte­n auf dem Land
 ??  ?? Lukas Dutter (9) bläst Großeltern, Eltern, Brüdern und Familienzu­wachs Barbara im Gailtal den Weihnachts­marsch. Im Anschluss findet die traditione­lle Bescherung statt.
Lukas Dutter (9) bläst Großeltern, Eltern, Brüdern und Familienzu­wachs Barbara im Gailtal den Weihnachts­marsch. Im Anschluss findet die traditione­lle Bescherung statt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria