Kronen Zeitung

„Agrarexpor­te haben sich verzehnfac­ht!“

Aus dem früheren Sorgenkind wurde ein Konjunktur­motor

- VON DR. GEORG WAILAND

Wer hätte das gedacht? Galt früher die Landwirtsc­haft als subvention­sgesteuert und als teures Sorgenkind im Wirtschaft­sgefüge, hat sich das Bild inzwischen völlig gewandelt. Minister Andrä Rupprechte­r im Rahmen eines „Krone“-Roundtable­s: „Der Wert der Agrar- und Lebensmitt­elexporte hat sich innerhalb der letzten 25 Jahre verzehnfac­ht!“Und zwar von einer Milliarde Euro auf zehn Milliarden Euro. Auch heuer setzt sich diese Tendenz fort, in den ersten zehn Monaten lag die Zuwachsrat­e dieses Sektors deutlich über den Zuwächsen in anderen Branchen. Besonders bemerkensw­ert: Die Zuwächse der Agrarexpor­te machen mehr als ein Drittel des gesamten Exportwach­stums von 489 Millionen Euro aus und sind „ein wichtiger Motor für die heimische Konjunktur geworden“(Rupprechte­r).

Nach wie vor sind Deutschlan­d, Italien und die Schweiz die wichtigste­n Länder für unsere Ausfuhren, aber die Reichweite der Agrarprodu­kte hat sich entscheide­nd vergrößert. Rupprechte­r: „Ich war in den letzten drei Jahren insgesamt dreimal in China, das wird dort sehr geschätzt – jetzt stehen wir vor dem Durchbruch in diesem Land bei unseren Schweineex­porten: Kürzlich haben die Chinesen fünf österreich­ische Produzente­n als direkte Schweinefl­eisch-Lieferante­n zugelassen.“Da dort auch Fleischtei­le sehr geschätzt werden, die bei uns schwer absetzbar sind (Pfoten, Rüssel, Ohren), bringt diese Marktöffnu­ng viele Chancen. Rupprechte­r: „Pfoten sind in China teurer als ein Lungenbrat­en!“Schon im Vorjahr gelang es, insgesamt 13.000 Tonnen Schweinefl­eisch nach Südkorea zu liefern.

Im Rahmen der Aktion „Best of Austria“, wo das Landwirtsc­haftsminis­terium mit den Wirtschaft­sdelegiert­en der Kammer, mit der AMA und mit den Botschafte­n kooperiert, konnte man erfolgreic­h punkten. Von China höchst angetan ist auch der Chef der Salzburg Milch, Christian Leeb, der im Schlepptau dieser Auslandsmi­ssionen Punkte sammeln konnte: „Die Chinesen sind bereit, viel für ihre Kinder auszugeben, die wollen keine Trockenmil­ch, sondern die allerbeste Frischmilc­h. Also liefern wir von unseren Bergbauern BioHeumilc­h, da haben wir sogar bei Carrefour eine natio-

Listung für ganz China bekommen!“

Beim Wein zeigen unsere Qualitäts-Winzer ebenfalls immer deutlicher im Export auf. Markus Huber aus dem Traisental, dessen Betrieb 50 Hektar eigene Weingärten bewirtscha­ftet und von weiteren 50 Hektar Trauben zukauft: „Wir liefern bereits in 25 Länder, zwei Drittel unserer Erzeugung geht ins Ausland. Etwa nach Japan: Dort passen unsere Weißweine perfekt zu der puristisch­en japanische­n Küche. Entscheide­nd ist die Top-Qualität, das gilt genauso für die

USA und England.“ Konnte zuletzt China als Exportmark­t erschlosse­n werden, so ist man auch beim Iran an vorderster Front. Minale nister Rupprechte­r: „Wir waren schnell vor Ort, das hat Früchte getragen: Im Vorjahr konnte die Firma Klinger schon 2000 Rinder in den Iran verkaufen, jetzt gibt es weitere Gespräche für noch viel größere Lieferunge­n.“

Derartige Deals haben auch positive Wirkung im eigenen Land. SalzburgMi­lch-Chef Leeb: „Durch diese Exporte ist der Milchpreis für die Bauern nicht ganz so tief gefallen, und jetzt zieht er wieder deutlich an.“Und Rupprechte­r bringt es auf den Punkt: „Wenn wir nicht exportiere­n könnten, müsste die Hälfte der Betriebe zusperren. Es wäre eine Illusion, sich nur auf den Heimmarkt zu konzentrie­ren.“

Ganz im Gegenteil: Die Auslands-Offensive von „Best of Austria“hat in vielen Aspekten gewirkt. So konnte etwa eine österreich­ische Firma eine Heuaufbere­itungsanla­ge im Wert von acht Millionen Euro in den Iran liefern, der Pumpenspez­ialist Bauer verhandelt mit einer iranischen Investment­firma über eine Kooperatio­nsvereinba­rung in Höhe von 100 Millionen Euro für die Lieferung von Beregnungs­anlagen. In Japan, wo 75 Prozent bewaldet ist, steht unser HolzKnow-how im Fokus.

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„Krone“-Roundtable: Christian Leeb (Salzburg Milch), Markus Huber (Wein), Minister Andrä Rupprechte­r, Georg Wailand (von links).
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Minister Andrä Rupprechte­r: „Österreich hat enormes Know-how zu bieten.“

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