„Agrarexporte haben sich verzehnfacht!“
Aus dem früheren Sorgenkind wurde ein Konjunkturmotor
Wer hätte das gedacht? Galt früher die Landwirtschaft als subventionsgesteuert und als teures Sorgenkind im Wirtschaftsgefüge, hat sich das Bild inzwischen völlig gewandelt. Minister Andrä Rupprechter im Rahmen eines „Krone“-Roundtables: „Der Wert der Agrar- und Lebensmittelexporte hat sich innerhalb der letzten 25 Jahre verzehnfacht!“Und zwar von einer Milliarde Euro auf zehn Milliarden Euro. Auch heuer setzt sich diese Tendenz fort, in den ersten zehn Monaten lag die Zuwachsrate dieses Sektors deutlich über den Zuwächsen in anderen Branchen. Besonders bemerkenswert: Die Zuwächse der Agrarexporte machen mehr als ein Drittel des gesamten Exportwachstums von 489 Millionen Euro aus und sind „ein wichtiger Motor für die heimische Konjunktur geworden“(Rupprechter).
Nach wie vor sind Deutschland, Italien und die Schweiz die wichtigsten Länder für unsere Ausfuhren, aber die Reichweite der Agrarprodukte hat sich entscheidend vergrößert. Rupprechter: „Ich war in den letzten drei Jahren insgesamt dreimal in China, das wird dort sehr geschätzt – jetzt stehen wir vor dem Durchbruch in diesem Land bei unseren Schweineexporten: Kürzlich haben die Chinesen fünf österreichische Produzenten als direkte Schweinefleisch-Lieferanten zugelassen.“Da dort auch Fleischteile sehr geschätzt werden, die bei uns schwer absetzbar sind (Pfoten, Rüssel, Ohren), bringt diese Marktöffnung viele Chancen. Rupprechter: „Pfoten sind in China teurer als ein Lungenbraten!“Schon im Vorjahr gelang es, insgesamt 13.000 Tonnen Schweinefleisch nach Südkorea zu liefern.
Im Rahmen der Aktion „Best of Austria“, wo das Landwirtschaftsministerium mit den Wirtschaftsdelegierten der Kammer, mit der AMA und mit den Botschaften kooperiert, konnte man erfolgreich punkten. Von China höchst angetan ist auch der Chef der Salzburg Milch, Christian Leeb, der im Schlepptau dieser Auslandsmissionen Punkte sammeln konnte: „Die Chinesen sind bereit, viel für ihre Kinder auszugeben, die wollen keine Trockenmilch, sondern die allerbeste Frischmilch. Also liefern wir von unseren Bergbauern BioHeumilch, da haben wir sogar bei Carrefour eine natio-
Listung für ganz China bekommen!“
Beim Wein zeigen unsere Qualitäts-Winzer ebenfalls immer deutlicher im Export auf. Markus Huber aus dem Traisental, dessen Betrieb 50 Hektar eigene Weingärten bewirtschaftet und von weiteren 50 Hektar Trauben zukauft: „Wir liefern bereits in 25 Länder, zwei Drittel unserer Erzeugung geht ins Ausland. Etwa nach Japan: Dort passen unsere Weißweine perfekt zu der puristischen japanischen Küche. Entscheidend ist die Top-Qualität, das gilt genauso für die
USA und England.“ Konnte zuletzt China als Exportmarkt erschlossen werden, so ist man auch beim Iran an vorderster Front. Minale nister Rupprechter: „Wir waren schnell vor Ort, das hat Früchte getragen: Im Vorjahr konnte die Firma Klinger schon 2000 Rinder in den Iran verkaufen, jetzt gibt es weitere Gespräche für noch viel größere Lieferungen.“
Derartige Deals haben auch positive Wirkung im eigenen Land. SalzburgMilch-Chef Leeb: „Durch diese Exporte ist der Milchpreis für die Bauern nicht ganz so tief gefallen, und jetzt zieht er wieder deutlich an.“Und Rupprechter bringt es auf den Punkt: „Wenn wir nicht exportieren könnten, müsste die Hälfte der Betriebe zusperren. Es wäre eine Illusion, sich nur auf den Heimmarkt zu konzentrieren.“
Ganz im Gegenteil: Die Auslands-Offensive von „Best of Austria“hat in vielen Aspekten gewirkt. So konnte etwa eine österreichische Firma eine Heuaufbereitungsanlage im Wert von acht Millionen Euro in den Iran liefern, der Pumpenspezialist Bauer verhandelt mit einer iranischen Investmentfirma über eine Kooperationsvereinbarung in Höhe von 100 Millionen Euro für die Lieferung von Beregnungsanlagen. In Japan, wo 75 Prozent bewaldet ist, steht unser HolzKnow-how im Fokus.