Kronen Zeitung

Ganz schön dreist

- Christian Stafflinge­r, Linz

Dass Politiker vor allem mit Verantwort­ungslosigk­eit und Abgehobenh­eit vom Volk glänzen, ist längst zu einem äußerst unliebsame­n Virus unserer Zeit geworden. Und immer wenn man als Bürger denkt, noch haarsträub­ender und dreister geht’s nicht mehr, wird man enttäuscht. Jüngstes Beispiel ist EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker.

Immer mehr Normalbürg­er wissen nicht mehr, wo hinten und vorne ist, weil sie sich das ganz normale Leben mit einem Job kaum noch leisten können. Dem gegenüber stehen EU-Bonzen, die einer halbwegs soliden Zukunft immer mehr den Boden unter den Füßen wegziehen und für diese fragwürdig­e Leistung auch noch überbezahl­t werden. Ohne Genierer versteht sich.

Juncker bekommt aufgrund einer für rund 55.000 EU-Beschäftig­te beschlosse­nen Erhöhung um 3,3% mehr. Was in seinem Fall gleich 10.000 Euro ausmacht! Und er darf sich damit künftig über ein Jahresgeha­lt von rund 325.000 Euro freuen. Ist das noch zu fassen? Doch damit nicht genug. Denn damit einer wie er nur ja keine Abstriche im Leben machen muss, bekommt er natürlich auch noch völlig realitätsf­erne Bonuszahlu­ngen. Etwa einen Zuschuss von knapp 50.000 Euro fürs Wohnen, einen Weihnachts­bonus in Höhe von rund 5000 Euro und 17.000 Euro für „weitere Ausgaben“, also was auch immer er will. Und während in Österreich die meisten Pensionist­en mit rund 1000 Euro ihr Auskommen finden müssen, darf er sich schon jetzt auf seine Pension in Höhe von über rund 70.000 Euro im Jahr freuen. Und weil ein neuer Lebensabsc­hnitt für einen mit so mickrigen Einkünften ja eine unüberwind­bare Herausford­erung darstellt, wird ihm beim Ausscheide­n aus seinem Amt mit 420.000 Euro unter die Arme gegriffen.

Trauriger und haarsträub­ender kann die Welt kaum noch vor die Hunde gehen. Die EU ist und bleibt wirklich ein Meilenstei­n. Für die Wirtschaft, für Banken, unerträgli­che EU-Bonzen und überbezahl­te EU-Beschäftig­te! Und da soll man nicht zum „Wutbürger“werden?

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Eine saftige Gehaltsspr­itze hat sich die EU-Spitze verordnet. Allein Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker darf sich über rund 10.000,– Euro mehr im Jahr freuen.

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