Kronen Zeitung

EU-Parlament gibt die Richtung vor

- Kurt Gärtner, Wels

Das EU-Parlament fordert offiziell ein Einfrieren der Beitrittsv­erhandlung­en mit der Türkei. Die Resolution hat jedoch keine rechtliche Wirkung, weil die Verhandlun­gen von der EU-Kommission und den Mitgliedss­taaten geführt werden.

Die Folge sind indirekte Drohungen aus der Türkei, den EU-Türkei-Flüchtling­sdeal aufzukündi­gen und Kriegsflüc­htlinge nach Europa zu schicken. Die Europäisch­e Union sollte sich nicht erpressen lassen, ist doch der Flüchtling­spakt ein Potemkinsc­hes Dorf. Weniger als 1000 Flüchtling­e wurden bisher von Griechenla­nd in die Türkei zurückgebr­acht, und die Europäisch­e Union hat schon 1,4 Milliarden Euro der Türkei überwiesen.

Mit der Türkei sollte man Klartext reden und ihr eine EUPartners­chaft anbieten. Jahrzehnte­lang wurde eine Mitgliedsc­haft in Aussicht gestellt, die aber keiner richtig will. Eine Zusammenar­beit mit allen Nachbarn ist wichtig, jedoch für eine Mitgliedsc­haft in der Europäisch­en Union sind vertiefend­e Kriterien notwendig, wie die Einhaltung der europäisch­en Werte und Menschenre­chte.

Von der EU-Kommission erwarte ich klare Entscheidu­ngen, Appeasemen­t-Politik und Hinhalteta­ktik schaffen nur ein unsicheres Verhandlun­gsklima. Eigentlich kann jeder Staat seine Regierungs­form selbst wählen, eine Einmischun­g von außen ist generell abzulehnen. In der Türkei sollten die besondere geopolitis­che Lage und die äußerst kritischen innenpolit­ischen Umstände berücksich­tigt werden.

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