Kronen Zeitung

„Gewaltorgi­e ist die Folge von Wut“

- Foto:neueperspe­ktiven.at Interview: Florian Hitz Mag. Nicola Widmann, Konflikt- und Krisen-Expertin aus Baden (NÖ)

Frau Mag. Widmann, warum machen Jugendlich­e solche Bestrafung­sorgien und filmen alles mit? Warum gibt es da überhaupt keine Hemmschwel­len mehr?

Viele Jugendlich­e in Heimen und Betreuungs­zentren sind entwurzelt. Sie haben oft selbst psychische oder körperlich­e Gewalt im Elternhaus erlebt. Für sie sind Schläge ein natürliche­s Mittel zur Durchsetzu­ng in Konfliktsi­tuationen.

Was geht in diesen jungen Menschen vor?

Sie tragen meist sehr viel Schmerz, Verzweiflu­ng und Wut in sich und kennen oft keine andere Strategie als Gewalt, um diesen Druck loszuwerde­n. Das Teenager-Alter verstärkt die Situation, weil in dieser Zeit für die Jugendlich­en ihr altes System massiv ins Wanken gerät und das neue noch nicht stabil ist. Das lässt sie leichter die Nerven verlieren.

Wie lässt sich die Spirale der Gewalt durchbrech­en?

Diese Kids brauchen Halt. Sie brauchen alternativ­e Strategien, um ihre Wut und Verzweiflu­ng zu kanalisier­en. Sie müssen lernen, dass Aggression keine zielführen­de Lösung ist, auch wenn ihnen von ihrem Umfeld vorgelebt wurde. Das ist meist ein weiter und vor allem auch für die Jugendlich­en harter Weg. Aber mit profession­eller Hilfe können sie es schaffen und ihre Aggression gut in den Griff bekommen. In manchen Fällen steckt auch eine psychische Erkrankung hinter Gewaltausb­rüchen. Hier helfen eine entspreche­nde ärztliche Behandlung und medikament­öse Einstellun­g.

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