Kommt bald das Aus für die Schulfächer?
Finnland plant weitere Bildungsreform
He l s i n k i / W i e n . – Finnland galt jahrelang als PISA-Musterschüler und Bildungs-Vorzeigeland Nummer eins. Die vergangenen Testergebnisse waren jedoch nicht mehr ganz so herausragend, und so plant das Land im hohen Norden Europas wieder eine große Schulreform. Mathematik, Englisch, Geographie – alle Gegenstände sollen abgeschafft werden. Unterrichtet werden soll künftig in Themenblöcken. Eine gute Idee, wie Bildungsministerin Sonja Hammerschmid findet.
Finnland ist kein Staat, der vor großen Reformen zurückschreckt, schon Mitte der 80er-Jahre wurde das Schulsystem einmal grundlegend umgekrempelt. Mit der Abgabe von mehr Freiheiten an Kommunen und Schulen sowie einer neuen Lehrerbildung startete der Erfolgslauf beim internationalen PISA-Test.
Erstmals fielen die Ergebnisse beim vergangenen Test nicht so gut aus wie gewohnt. Und schon steht in Finnland die nächste, umfassende Reform an. Bis zum Jahr 2020 sollen die herkömmlichen Schulfächer abgeschafft werden. Eine reine Unterrichtsstunde in Mathematik, in Englisch, Geschichte oder Geographie gehört dann der Vergangenheit an. Gelehrt wird künftig in Themen, so genannten „Phänomenen“, die von den Schülern in Kleingruppen erarbeitet werden. Eines dieser Phänomene könnte etwa Europäische Union lauten – dazu würden dann die Fächer Geographie, Geschichte, Wirtschaft, aber auch Sprachen gehören.
Andere Anforderungen, andere Art der Bildung
„Wir brauchen ein Konzept, das ins 21. Jahrhundert passt“, sagt Marjo’ Kyllönen, Leiterin der Bildungsbehörde in Helsinki. Und Entwicklungsmanager Pasi Silander ergänzt: „Was wir jetzt brauchen, ist eine andere Art Bildung, um Leute auf das Arbeitsleben vorzubereiten.“Rund zwei Drittel aller Lehrer in Finnlands Hauptstadt wurden bereits auf das neue System geschult, der Rest des Landes soll bald folgen.
Doch selbst im „Bildungsparadies“Finnland gehen solch einschneidende Reformen nicht ohne Widerstand über die Bühne. So manche
Lehrer und Direktoren haben Bedenken. Marjo Kyllönen empfiehlt, dass der Unterreicht von mehr als einem Lehrer vorbereitet wird, außerdem sollten die Pädagogen im neuen System mehr verdienen.
Österreichs Unterrichtsministerin Sonja Hammerschmid setzt ebenfalls auf fächerübergreifendes Lernen. Sie will sich die finnische Reform genau ansehen und von den Erfolgen lernen.
Das ist eine gute Richtung, die Finnland da einschlägt. Mit dem Autonomiepaket haben auch wir einen ersten Schritt in diese Richtung gesetzt. Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ)