Kronen Zeitung

Unter fremder Flagge

15 der 71 rot-weiß-roten Athleten in Rio sind nicht in Österreich geboren – aber Krieg, Liebe oder der Sport führten sie in unser Land

- G. Bachler

Liebe, Krieg oder der Sport – die Gründe, warum sie nach Österreich kamen, sind vielseitig, doch alle eint sie eins: Der Wunsch, für die rot-weiß-rote Flagge bei Olympia in Rio Großes zu leisten, ihre zwei- te Heimat stolz zu machen. Gleich 15 Sportler und Sportlerin­nen des 71-köpfigen österreich­ischen Aufgebots sind in anderen Ländern geboren. Eine richtige kleine Fremdenleg­ion, die in Brasilien um Medaillen kämpft.

Besonders auffällig ist der Zuwachs aus der Ferne im Tischtenni­s. China exportiert bekanntlic­h Top-Spielerinn­en in die ganze Welt. So kamen auch Liu Jia und Li Qiangbing als Star-Legionäre zu Linz-Froschberg, nahmen bald die Staatsbürg­erschaft ihrer Wahlheimat an und durften für sie spielen. Ebenso wie die Dritte im Damen-Team, die gebürtige Moldawieri­n Sofia Polcanova. „Das war eine goldrichti­ge Entscheidu­ng“, ist sie noch heute glücklich über den Schritt nach Österreich. Bei den Herren ist im aktuellen Olympia-Kader „Ungar“Robert Gardos der einzige „Legionär“.

Eine bewegende Geschichte hat Ringer Amer Hrustanovi­c. Er musste mit seiner Familie 1992 vor dem Krieg in Bos-

nien fliehen. „Ich bin hier aufgewachs­en, hatte fast nur hier Freunde“, erinnert er sich. „Mir ist es leicht gefallen, mich zu integriere­n.“Davon zeugt auch sein Wiener Dialekt.

Einen schöneren Grund hatte die Luxemburge­r Bogenschüt­zin Laurence Baldauff, um nach Österreich zu ziehen. Sie folgte der Liebe, nämlich ihrem Freund Nikolaus, mit dem sie nun in Wien lebt.

Armeniens Gewichtheb­er Sargis Martirosja­n rang fünf Jahre um die österreich­ische Staatsbürg­erschaft. Nachdem er sie endlich erhalten hatte, bedankte er sich im April mit EMBronze. In Rio will er nachbesser­n.

Ebenso wie Jolanta Ogar. Mit ihr kommen 50 Prozent unserer größten Medaillenh­offnung dieser Spiele aus Polen. Die groß gewachsene Vorschoter­in wurde auf ausdrückli­chen Wunsch von Segel-Partnerin Lara Vadlau und des OeSV eingebürge­rt. Die Hoffnungen, dass dies Edelmetall beschert, sind riesig.

Und wären nicht ohne Vorgänger. Bereits in der Vergangenh­eit konnte sich Österreich öfters mit „fremden Federn“schmücken. Da muss man nicht weit zurückblät­tern. 2004 holte die gebürtige Australier­in Kate Allen Gold im Triathlon. 2008 sorgten Mirna Jukic, die in Novi Sad das Licht der Welt erblickt hatte, sowie die ursprüngli­ch Deutsche Violetta Oblinger-Peter für zwei der drei rotweiß-roten Medaillen.

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Die Polin Jolanta Ogar wurde auf Wunsch ihrer Segel-Partnerin Lara Vadlau eingebürge­rt.
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Gewichtheb­er Sargis Martirosja­n stammt aus Armenien.
 ??  ?? Die gebürtige Rumänin Ana Lehaci paddelt in Rio für Österreich.
Die gebürtige Rumänin Ana Lehaci paddelt in Rio für Österreich.
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Robin Seidl kam in Deutschlan­d zur Welt.
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Mountainbi­ker Alexander Gehbauer lebt in Kärnten, geboren wurde er aber in Deutschlan­d.
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Tischtenni­sAss Li Qiangbing wählte Österreich als Heimat.

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