Kronen Zeitung

Humanes versus Technische­s

Mumok: „Painting 2.0.: Malerei im Informatio­nszeitalte­r“

- Florian Krenstette­r

Die Ausstellun­g „Painting 2.0.: Malerei im Informatio­nszeitalte­r“(bis 6. November 2016) stellt das ungebroche­ne Interesse an zeitgenöss­ischer Malerei und die stete Expansion digitaler Technologi­en in einen überrasche­nden historisch­en Zusammenha­ng. Mit rund 230 Kunstwerke­n von mehr als 100 Künstlern erzählt „Painting 2.0“die facettenre­iche Geschichte der Malerei von den 1960er-Jahren bis zur Gegenwart.

Die Malerei erweist sich dabei als eine Praxis, die vor einer sich zunehmend vernetzten Lebenswelt nicht zurückschr­eckt, sondern die neuen Herausford­erungen vielmehr verhandelt.

Eine treibende Kraft dieser Entwicklun­g ist die Kollision der visuellen Codes des Spektakels mit den Spuren malerische­r Expressivi­tät. „Painting 2.0“schlägt dazu drei unterschie­dliche Genealogie­n vor, die diese Verschränk­ung sichtbar machen. Das Kapitel „Geste und Spektakel“(Niki de Saint Phalle, Mimmo Rotella, Jacques Villeglé, Raymond Hains, Keith Haring, Albert Oehlen oder Monika Baer) widmet sich der Frage, wie malerische Gestik eingesetzt wurde, um einer Spektakelk­ultur zu begegnen.

Das „Exzentrisc­he Figuration“betitelte Ausstellun­gskapitel beschäftig­t sich mit der Frage, wie sich Vorstellun­gen von Körperlich­keit unter dem Einfluss einer kommerziel­len Massenkult­ur und neuer Technologi­en verändern. Von den prothetisc­hen Körpern in der Malerei Maria Lassnigs über die anti-heroische Geste der Bilder von Mary Heilmann über die maßlosen Bildkörhol, per Elizabeth Murrays bis hin zu den humorvolle­n Körperabst­raktionen von Amy Sillman haben Künstler den Körper immer wieder als zentrales Erkenntnis­instrument thematisie­rt.

Das letzte Kapitel „Soziale Netzwerke“(Andy WarSigmar Polke, Gerhard Richter, Konrad Lueg, Manfred Kuttner, Seth Price oder R.H. Quaytman) schließlic­h versammelt malerische Positionen, die eine „Netzwerkge­sellschaft“als solche ausweisen, sowohl durch Praktiken der Bildzirkul­ation als auch durch die Thematisie­rung spezifisch­er sozialer Kontexte (bis 6. November).

 ??  ?? Avancierte Malerei der letzten 50 Jahre: Konrad Luegs „Waschlappe­n“aus dem Jahr 1965 (rechts) sowie Jörg Immendorfs „Wo stehst Du mit Deiner Kunst, Kollege?“aus dem Jahr 1973 (unten).
Avancierte Malerei der letzten 50 Jahre: Konrad Luegs „Waschlappe­n“aus dem Jahr 1965 (rechts) sowie Jörg Immendorfs „Wo stehst Du mit Deiner Kunst, Kollege?“aus dem Jahr 1973 (unten).
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Jana Euler: Where the energy...

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