Mit Scharfsinn
„Die Sache, wegn der i heut da bin, is a scharfe Angelegenheit“, sagte Herr August Rendl zum Bezirksrichter. „I war neilich in an Landgasthaus und wollt irgendwas Scharfes essn. Des Wirtshaus steht in aner scharfen Kurvn, und es hängt a großes Schüld heraustn: ,Achtung, scharfer Hund!‘
I bin eine und hab ma an scharfen Schnaps und a scharf gewürztes Rebhendl bestellt, des was anscheinend von an Scharfschützen erlegt wordn is, weil in dem Hendl nur a anziches Schrotkörndl drinn war, und des hat ma nur mit scharfem Auge gsehn.
Leider hat ma der Wirt zu der scharfen Speise a ganz a stumpfes Messer gebn, mit dem i auch mit größtem Scharfsinn nix anfanga hab könna. I hab damit umadumgsablt, hab aber ka anzichs Fuzerl Fleisch durchtrennen können, net amal a Sehne, obwohl i mi in so an Fall, bei scharfem Schnaps und scharf gwürztem Henderl, scho sehr nach einem Bissen sehne.
Der Wirt ist in der Sunn auf an ohghacktn Bam gsessn, i hab zu eahm umegruafn: ,Des Messer is stumpf!‘ Hat er zruckgschrian: ,Sie sehn, i sitz auf an Baumstumpf! I mach Ihna jetzt ka Messer scharf!‘
Wia i gsehn hab, der Mann is zwar stumpfsinnig, aber a Scharfmacher, hab i no amal mit dem stumpfen Messer an scharfn Schnitt probiert. Dabei is ma des Hendl vom Teller grutscht und grad, wia i ma denkt hab, schad um des Rebhendl, heb, Rendl, de Portion wieder auf, kummt der scharfe Hund, schnappt se des scharfe Fleisch und rennt damit in die scharfe Kurve.
Drauf bin i wüld wurn und hab mit dem stumpfen Messer auf de Hütte vom scharfn Hund in der scharfn Kurvn gschossen. I hab eahm aber zum Glück net troffn, der Wirt is von sein Baumstumpf aufgsprunga und hat ma des stumpfe Messer zruckgschossn, aber ziemlich scharf.
Er hat mi damit am Arm troffn. Zum Glück war des Messer stumpf, wanns scharf gwesn wär, hätt i vielleicht jetzt mei Hand weg und hätt nur an Stumpf, werter Herr Rat.“
Zur Einvernahme eines Zeugen wurde die Verhandlung vertagt.