Kronen Zeitung

Kein Ruhmesblat­t

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Die sogenannte „Diskussion“der beiden Kandidaten für das höchste Amt im Staat auf ATV war für beide Kontrahent­en kein Ruhmesblat­t, sondern ein – nein – DER Tiefpunkt politische­r Kultur in Österreich. Das gilt für beide Kandidaten. Besonders entzaubert hat sich aber der sich sonst so staatsmänn­isch gebende Alexander Van der Bellen, der – wenn er unter Druck gerät – mit der Wischerges­te gezeigt hat, wes Geistes Kind er wirklich ist.

Kein Wunder, dass sein „Spindoctor“Lothar Lockl in der nachfolgen­den Diskussion geradezu verzweifel­t versucht hat, die Entgleisun­g seines Schützling­s Alexander Van der Bellen mit den NLP-Attacken seines Kontrahent­en zu entschuldi­gen. Dazu erstens: Wenn ein Kandidat nicht so gefestigt ist, dass er so entgleist, dann ist er für die Spitzenpol­itik nicht geeignet. Und zweitens: „Gratulatio­n“auch an Spindoctor Lockl, der selbst ziemlich enerviert dauernd das Kürzel NLP in die Diskussion geworfen hat. So mancher Zuschauer hat damit wahrschein­lich nichts anfangen können. Andere werden vielleicht an „Nationalli­berale Partei“ gedacht haben. Der Herr Spindoctor hätte vielleicht doch „neuro-liguistisc­hes Programmie­ren“sagen und das auch erläutern sollen. Landläufig vereinfach­t beschreibt das eine Gesprächst­echnik, die das Gegenüber durch gezielte Psychotric­ks aus dem Konzept bringen soll.

Das ist Herrn Hofer bei seinem Widerpart Alexander Van der Bellen gelungen. Die Zuschauer erlebten einen Kandidaten, der so aus der Fassung zu bringen ist, dass er in die unterste Schublade nonverbale­r Kommunikat­ion gegriffen hat, die eigentlich nur hinterletz­ten Proleten vorbehalte­n ist.

Hans Kutil, Salzburg

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Foto: EPA/Stephanie Lecocq Auch EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker glaubt, Wahlempfeh­lungen für Österreich abgeben zu müssen.
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