Grazer FPÖ spricht Parteichefin das Misstrauen aus
FPÖ kommt nicht zur Ruhe. Eustacchio-Lager hat gegen Claudia Schönbacher Misstrauensvotum durchgesetzt. Axel Kassegger könnte bei Parteitag neuer Chef werden.
Die Formel „Freund, Feind und Parteifreund“scheint ewig gültig. So gibt es in der FP-Graz nach dem – von der Staatsanwaltschaft noch untersuchten – Finanzkrimi aus der Ära des Ex-Parteichefs und Ex-Vizebürgermeisters
täglich neue Streitereien. Die Partei steckt in einer Zerreißprobe, wie auch die gestrige Stadtleitungssitzung gezeigt hat. Dort wurde der erst im März gekürten Grazer FPÖ-Obfrau
mit 15 zu 10 Stimmen das Misstrauen ausgesprochen.
Initiiert hat das der Obmann
ein Vertreter des Eustacchio-Lagers. Die angezählte Schönbacher will vorerst als Stadträtin weitermachen. FP-Landeschef
schaute dem Grazer Treiben lange zu. Nun hat er sich offenbar hinter Kassegger gestellt. Innerhalb von fünf Wochen soll die Parteiführung nun bei einem außerordentlichen Stadtparteitag neu gewählt werden. Kassegger ist als alleiniger Chef ante portas. geschäftsführende
Auf der Agenda der gestrigen Sitzung stand ja der Parteiausschluss des Gemeinderates Der Gemeinderatsklub hatte ihn wegen „schwerwiegender Verfehlungen“im Zusammenhang mit dem Finanzskandal schon ausgeschlossen. Sehr zum Unmut Kasseggers. Lohr wollte dies nicht kommentieren. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung. Nun wurde der Mandatar nicht aus der Partei geworfen. Stattdessen gab es eine mehrheitliche Empfehlung, der FPÖ-Klub möge ihn wieder aufnehmen. or der Sitzung hatte die EMail eines anonymen Whistleblowers für Unruhe gesorgt: Schönbacher habe mit ihrem Mann, einem Prosecco-Importeur, als Gemeinderätin bis 2021 zu den Profiteurinnen des „Spesensumpfes“gezählt. Die Rathaus-FPÖ hätte bei ihm um Tausende Euro aus dem blauen Spesentopf Sprudel gekauft. Schönbacher bestätigte auf Anfrage Proseccolieferungen ihres Mannes: „Da war alles korrekt mit Rechnungen.“
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mehr als im Schnitt der vergangenen fünf Jahre. Im selben Zeitraum verzeichnet die Gesundheitsagentur Ages 205 Coronatote im Land. Der Zusammenhang dürfte hier auf der Hand liegen.
Doch verschärfend könnte diesmal noch etwas hinzugekommen sein, sagt Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner am Zentrum für Public Health der MedUni Wien: „Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich nun durch die Coronakrise verzögerte Behandlungen niederschlagen.“Anders gesagt: Operationen, Untersuchungen und Vorsorgechecks, die in den vergangenen zwei Jahren entfallen sind, könnten inzwischen in vermehrte Todesfälle münden. „Um das genau beurteilen zu können, sind aber Detailanalysen der Daten erforderlich, die sehr komplex sind“, sagt Hutter.
Kaum mit den unmittelbaren Coronafolgen erklären lässt sich allerdings der zweite, etwas weniger massiv ausgeprägte Schub bei den Todesfällen im laufenden Jahr: Von Anfang Juli bis Ende August starben diesmal signifikant mehr Menschen als üblich. Eine Übersterblichkeit, die sich auch in den standardisierten Sterberaten widerspiegelt, die um Faktoren wie Bevölkerungswachstum und sich ändernde Altersstrukturen bereinigt sind.
In diesem sommerlichen Acht-Wochen-Zeitraum fielen in der Steiermark laut Ages weniger als 50 Corona-Todesfälle an. Jedoch deckt sich die Sterbewelle mit den heißesten Wochen des Jahres, die diesmal besonders ausgeprägt waren. 26 Hitzetage mit Spitzen von mehr als 30 Grad Celsius verzeichnete die Zamg heuer in Graz im Juli und August. Im Schnitt der letzten 30 Jahre (1991 bis 2020) waren es nur 17, in den 30 Jahren davor durchschnittlich nur vier.
Für Hutter ist der grundsätzliche Zusammenhang nicht von der Hand zu weisen. „Wir wissen, dass mit jedem Grad mehr Temperatur die Mortalitätskur340 ve steil nach oben geht. Je stärker sich der Klimawandel niederschlägt, desto mehr macht sich das bei den Sterbezahlen bemerkbar.“Hauptbetroffen seien nicht nur ältere Menschen und chronisch Kranke. „Auch bei Kleinkindern erhöht sich das Risiko, weil sie kein gut entwickeltes Kühlungssystem haben.“So hat auch das EU-Statistikamt für vergangenen Juli auf dem Kontinent eine hohe Übersterblichkeit festgestellt, die vermutlich auf die Hitze zurückzuführen sei.
Für Österreich führe angesichts der Erhitzung kein Weg daran vorbei, Verhaltensweisen und Infrastrukturen an die heißeren Bedingungen anzupassen. „Wir sind hierzulande auf die Hitzewellen schlecht vorbereitet. Es braucht Entsiegelungen, mehr Grünraum und Arbeitsabläufe, in denen die ärgsten Hitzestunden gemieden werden, wie es in vielen südlichen Ländern gang und gäbe ist“, sagt Hutter. Die Vorbereitungen dafür seien jetzt zu treffen. „Wenn wir vor vollendeten Tatsachen stehen, ist es für Strategien zu spät.“