„Es sind alle unter Schock“
Schauspieler Swen Temmel war dabei, als Alec Baldwin mit einer Requisitenwaffe schoss – und eine Kamerafrau ums Leben kam. Er spricht über den Schock am Set.
Keine Ahnung, wie so etwas passieren konnte, es ist eine Tragödie“, sagt Swen Temmel. Der 30-jährige Hollywood-Schauspieler und Sohn des steirischen Eiskönigs Charly Temmel ist seit drei Wochen in Santa Fe/New Mexico (USA), weil er eine Rolle im Westernstreifen „Rust“von Alec Baldwin hat. Am Donnerstag gegen 14 Uhr (Ortszeit) spielte sich am Filmset aber eine Szene ab, die niemand so ins Drehbuch geschrieben hatte.
Schauspielgröße Baldwin schoss mit einer Requisitenwaffe. Dabei dürfte jedoch eine echte Patrone abgefeuert worden sein und die 42-jährige Kamerafrau Halyna Hutchins getroffen haben. Die Frau starb. Auch der 48-jährige Regisseur Joel Souza wurde vom Schuss gestreift und verletzt. „Es sind alle unter Schock, ich habe nicht geschlafen“, sagt Temmel,
zum Zeitpunkt des Unglücks nur wenige Meter entfernt war, am Freitag. „Ich war bei meinem Zelt, auf einmal hat man einen Schuss gehört, dann Schreie, dann sind wir alle rausgerannt. Kurz darauf waren Rettung, Polizei und Nothubschrauber da und die Polizei hat unsere Zeugenaussagen aufgenommen“, schildert der 30-Jährige. Danach sei man getrennte Wege gegangen. „Ich bin in Kontakt mit Kollegen, aber es braucht gerade jeder seine persönliche Zeit, um das gut zu überstehen. Wir wissen nicht, wie es weitergeht.“Er selbst habe den 68-jährigen Baldwin ein paar Mal vor den Dreharbeiten getroffen. „Wir haben mittaggegessen, er war unglaublich freundlich und zugänglich.“Auch die verstorbene Kamerafrau kannte Temmel schon vorher persönlich: „Es ist wirklich schlimm – für uns alle, die Halyna kannten, für ihre Familie, für Alec“, sagt Temmel.
Baldwin äußerte sich gestern via Twitter: „Es gibt keine Worte, um den Schock und die Trauder er auszudrücken angesichts des tragischen Unfalls, der das Leben von Halyna Hutchins beendet hat.“Er kooperiere mit der Polizei und sei in Kontakt mit dem Ehemann der Verstorbenen: „Mein Herz zerbricht für ihren Ehemann, ihren Sohn und all diejenigen, die Halyna kannten und liebten.“
Wie es zu der Tragödie kommen konnte, kann sich Temmel nicht erklären: „Actionfilme sind immer gefährlich, man passt auf, es gibt strikte Vorschriften. Keiner weiß, wie das
geschehen ist.“Auch der steirische Schauspieler August Schmölzer, der schon einiges an Erfahrung mit Waffen am Set hat, sagt: „Normalerweise wird alles genau kontrolliert. Ein amtlicher Waffenmeister bringt dir die Waffe, erklärt dir die Handhabung und dass sie nicht scharf – also mit Platzpatronen gefüllt – ist.“Schmölzer könne sich vorstellen, dass durch ein Missgeschick eine echte Patrone unter die falschen geraten sei – „das ist aber alles nur eine Mutmaßung“.
Die Ermittlungen in den USA dauern indes an. Strafrechtliche Vorwürfe wurden nach Angaben der Polizei bisher nicht erhoben. Swen Temmel und seine Familie inklusive Vater Charly, der seinen Sohn nach Santa Fe begleitet hat, haben vorerst ihre Koffer gepackt. „Wir fliegen jetzt erst einmal zurück nach Los Angeles“, so der Schauspieler, dessen Schock man – nur wenige Stunden nach dem Vorfall – in der Stimme am Telefon hört. Charly Temmel sagt: „Es hat uns alle mitgenommen.“