Die Revolte trägt Schwarz
Fulmimantes FestivalFinale in der Grazer Oper.
Schwarze Musik ist vermutlich die wichtigste, gewiss aber die einflussreichste des 20. Jahrhunderts. Von Hip Hop bis Bebop, von Funk und Free Jazz, von R ‘n’ B und Blues, von Soul und House, um nur ein paar Dinge zu erwähnen. Da sind zwei Stunden Feier zu „Black Arts Matter“zum Ausklang des Arsonore in der Grazer Oper knapp bemessen, und kurzweilig, weil voller grandioser Momente: Wenn Posaunist Luis Bonilla den fantastischen Einstiegsmonolog von Posaunisten Jon Sass unterbricht und das von Bonilla und Sigi Feigl zusammengestellte Arsonore Spirit Orchestra gleich einmal so wirkt, als wäre der Geist von Charles Mingus in die Musiker gefahren. Später, bei „Fables auf Faubus“, wird Mingus’ Musik noch konkret zum Thema gemacht. Oder wenn Sängerin Lezlie Harrison den heiligen Zorn Nina Simones herbeizitiert. Oder bei Billie Holidays Lynch-Song „Strange Fruit“, gesungen von „Starmaniac“Fred Owusu. Oder die Energie von Defunkt-Gründer Joe Bowie.
Ein Abend, der nach einer Wiederholung schreit und noch fünf Tage via Stream in der ORF-Mediathek nachzusehen ist.
Genialisch: Jon Sass an der Tuba
Die allererste Folge betitelte sich „Ein Bombenschlag“, die allerletzte wird, absolut sinngemäß, „Abschied“heißen. Denn nach 20 Jahren hat für das Erfolgsformat „Soko Kitzbühel“die letzte Stunde geschlagen. Grund: Strukturtechnische Überlegungen, weniger ländliche, mehr urbane Schauplätze für das „Soko“-Format.
Die Hauptakteure stellten sich einem Abschiedsplausch. Sichtlich mit der berühmten Träne im Knopfloch, und beantworteten vor allem zwei Fragen: Wie habt ihr vom Ende erfahren und wie habt ihr es aufgenommen? Sowie: Wie geht es für euch weiter?
„Wir wurden nach einem ganz normalen Drehtag von den Sendeverantwortlichen zu einem Abendessen gebeten“, erzählt Julia Cencig, seit sieben Jahren die Darstellerin der Nina, „dann kam die kalte Dusche. Aber den Gastgebern ist hoch anzurechnen, dass sie uns das persönlich mitteilten. Denn die Überbringer der Botschaft waren mit Sicherheit genauso traurig wie wir.“
bei „Soko Kitzbühel“nicht missen, denn: „Es passiert gewiss selten, dass es zwischen den Mitgliedern eines Teams so viel Menschlichkeit und ein so familiäres Ambiente gibt. Es hat in der Tat ungeheuer ‚gemenschelt‘. Dabei hatte ich anfangs gedacht, das sei nur ein Job und
nicht mehr. Es ist sicher selten, dass die Chemie im Haupt-Cast so stimmt wie hier, bei mir besonders mit dem Jakob.“
Über ihre Zukunft erzählt sie: „Gleich nach Bekanntwerden der Botschaft haben sich zahlreiche Menschen aus meinem früheren Leben gemeldet, also Theaterleute. Vielleicht widme ich mich wieder mehr dem Theater. Jetzt im Herbst wirke ich in einer Folge der TV-Reihe ‚Blind ermittelt‘ mit. So ist nun einmal ein Schauspielerleben.“
Darsteller des Ermittlers Lukas, wird künftig die Mountainbike-Fahrten am Hahnenkamm sehr vermissen,
einen Bart zugelegt, weil er in einer Minirolle für die neue ORF-Serie „Alles finster“vor der Kamera steht: „Wie heißt es doch so oft? Besser eine kleine gute als eine große schlechte Rolle! Die Protagonisten müssen darin ziemlich verwahrlost aussehen, deshalb der Bart, und die Haare dürfen auch nicht geschnitten werden.“
Und danach? „Als Schauspieler“, meint er, „ist Planung sehr schwierig. Auch für einen wie mich, der in den zwölf Jahren, die ich bei ‚Soko Kitzbühel’ verbracht habe, vielen renommierten deutschsprachigen Kollegen Auge in Auge gegenübergestanden bin. Jetzt heißt es wieder, zu Castings zu gehen und dort mein Bestes zu geben. In der Hoffnung: Zur richtigen Zeit zum richtigen Datum am richtigen Ort sein und dort das Richtige zu tun!“
Zierbestickte Kissen, Häkeldecken, schwere Kerzenhalter, Blumentapeten und Kuckucksuhren: Vor diesem biederen Setting sitzen ältere Damen ladylike auf ihren eigenen Fauteuils, Sofas oder Cocktailsesseln. Sie haben sich zurechtgemacht und tragen Perlenketten, knallroten Lippenstift und Hüte. Es scheint, als seien sie zum Kaffeekränzchen verabredet.
Was dann folgt, ist alles andere als hausbacken, sondern saukomisch. In der Kurzfilmreihe „Alte Schachteln“in der Arte-Mediathek werfen sich Seniorinnen seit mehr als 200 Folgen Witzchen zu. Nicht irgendwelche, sondern deftige, konsequent sarkastische Herrenwitze mit derbem Vokabular. Über Kondome in den Medaillenfarben Gold, Silber oder Bronze, über missglückte Restaurantbesuche, katholische Landpfarrer, entfernte Großtanten, Hahnenkämpfe, Stierhoden oder Presshühner-Forschung.
D ie Pointen sitzen immer oberhalb der Gürtellinie, die reifen Damen beherrschen den dramaturgischen Spannungsbogen eines Gags, ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken. Wer glaubt, Herren hätten den Sinn für guten Humor gepachtet, dem sei die äußerst schlagfertige Webserie ans Herz gelegt. Gewitzte Großkunst in weniger als zwei Minuten. Geht immer.