Ehrenamtliche dringend gebraucht
Fast die Hälfte aller ab 15 Jahre engagiert sich in Österreich freiwillig. Wobei auch das Ehrenamt von der Coronakrise betroffen ist.
Klopft man am Abend oder am Wochenende bei der Grazer Notschlafstelle „Vinzitel“, öffnet meist ein ehrenamtlicher Mitarbeiter. Denn wie bei vielen Sozialeinrichtungen engagiert sich auch bei den Grazer Vinziwerken eine Reihe von Freiwilligen. 900 sind es österreichweit, so Koordinatorin Amrita Böker.
Einer davon ist Stephan Faßbender. Seit zehn Jahren macht er regelmäßig Nachtdienst im Vinzitel. „Mir geht es gut und darum wollte ich der Gesellschaft etwas zurückgeben“, begründet Faßbender, der im Bereich Wirtschafts- und Regionalpolitik beim Land Steiermark arbeitet. „Vinzitel“-Gäste können bei ihm aber nicht nur frische Handtücher abholen, sondern auch auf ein Gespräch oder eine Partie Schach vorbeikommen. „Es gibt ganz unterschiedliche Charaktere, offen und verschlossene“, erzählt der 51-Jährige. Viele hätten zuvor ein „bürgerliches Leben“gehabt, einigen gelänge es auch, wieder Fuß zu fassen. „Ich freue mich mit jedem, der es schafft.“Welchen Tipp er für am Ehrenamt Interessierte hat? „Einfach ausprobieren.“
Die Vinziwerke suchen derzeit vor allem für die Sommermonate Freiwillige. Anforderungsprofil: Empathie, Toleranz, Zeit zum Zuhören. Interessierte können sich unter (0316) 58 58 00 oder vinzihaus@vinzi.at melden.
bei den Freiwilligen während des Lockdowns verzeichnete hingegen die Volkshilfe: „Die Ehrenamtlichen, die bei uns in den Seniorenzentren tätig waren, konnten ihr Amt sehr lange nicht ausüben“, so Elke Schaumberger. Durch den fehlenden Zugang, fehlende Treffen und Weiterbildungsangebote in dieser Zeit sei es sehr schwierig gewesen, sie zu halten. „Jetzt schauen wir, dass wir unsere Kontakte wieder aufbauen und Beziehungsarbeit leisten“, erklärt Schaumberger. Es habe aber in der Krise auch Anfragen von Menschen gegeben, die sich
sinnstiftend betätigen wollten. „Denen mussten wir aber absagen, weil es wegen der Besuchseinschränkungen nicht möglich war.“Jetzt suche man vor allem Nachwuchs. Rund 700 betätigen sich derzeit in der Steiermark ehrenamtlich bei der Volkshilfe.
10.865 Freiwillige unterstützen das Rote Kreuz Steiermark. „Während Corona haben wir eine ziemliche Welle der Solidarität erlebt“, erklärt Anna Eisner-Kollmann. Gerade im Team Österreich kamen dabei viele zum Einsatz. Dort, wo bislang viele ältere Ehrenamtliche im Einsatz waren, habe man natürlich einen Einbruch verspürt. Das konnte aber weitgehend durch neue Freiwillige kompensiert werden. Die Freiwilligen stehen beim Roten Kreuz mit 5500 Frauen und Männern hauptsächlich im Rettungsdienst im Einsatz. 2600 engagieren sich bei der Team-Österreich-Tafel, bei Besuchsdiensten oder im Lernhaus. Mit der Kampagne „Wir haben die passende Jacke für dich“ist auch das Rote Kreuz auf der Suche nach freiwilligen Mitarbeitern.