Gastlichkeit geht auch in der Krise
Auch rund ums Rennen gibt Corona den Takt vor.
Im Schladminger Sporthotel Royer geben sich Reich und Schön die Klinke in die Hand. Ob Politprominenz oder Hollywoodgrößen – und natürlich allen voran Arnold Schwarzenegger – die Nobelherberge hat sie alle verwöhnt.
Hochkarätig sind freilich auch die rund 60 Gäste, die man rund um den gestrigen Nachtslalom beherbergen durfte, nur das mit dem Verwöhnen war gar nicht so einfach. Einzeltische beim Essen, getrennte Restaurants für verschiedene TV-Teams (um bei einer Ansteckung die Übertragung nicht zu gefährden) – kurz: Die strikten Coronaregeln lassen kaum Gemütlichkeit aufkommen.
Hoteldirektor Andreas Mayerhofer freut sich trotzdem, dass im Traditionshaus wieder Gäste logieren: „Auch wenn man es wegen der Masken nicht gleich sieht: Alle Mitarbeiter sind mit einem breiten Lächeln im Haus unterwegs.“Heute, gleich nach dem Frühstück, wird wieder zugesperrt. Bis März – wenn’s denn sein soll.
Erfreut: Hoteldirektor Andreas Mayerhofer
studieren die Speisekarte eines Restaurants. Offenbar zum Zeitvertreib, die Karte hat derzeit bestenfalls zeitgeschichtlichen Wert. on den großräumigen Absperrungen, die im Vorfeld durch die Medien geisterten, ist wenig zu merken. Macht nichts, sie haben gewirkt, obwohl es sie nicht gab. Der Appell der Verantwortlichen, nicht nach Schladming zu kommen, weil das schlicht und ergreifend keinen Sinn machen
VDie Zaungäste an der Hotelfassade (links) haben was zu erzählen: Sie waren da, wo eigentlich keiner war.
Die Polizei hatte auf der Weltcupmeile keinen Handlungsbedarf
würde, wurde gehört und geglaubt. Schließlich wäre das Einzige, was noch unerfreulicher ist als ein Rennen ohne Zuschauer, ein Rennen mit einem Corona-Eklat. Die Vernunft hat gesiegt und mir ihr vor allem auch der Sport.
Die Coburgstraße, die direkt am Planaistadion vorbeiführt, ist zwar für den Autoverkehr gesperrt, Spaziergänger dürfen aber direkt hinter der TV-Tribüne vorbeiflanieren. Nur das Stadion selbst ist hermetisch abgeriegelt, ohne Akkreditierung ist bei den Sicherheitsschleusen Schluss.
Jeder der hineinwill, wird gescannt, fast jeder Schritt wird nachvollziehbar. Bewegungsfreiheit ist nämlich auch innerhalb der Weltcuparena ein Fremdwort. Die wenigen Handverlesenen, die ins Stadion dürfen, sind fein säuberlich in einzelne Corona-Blasen eingeteilt. Jeder klarerweise zigfach getestet und trotzdem unter strenger Beobachtung.
Auf der anderen Seite der Gasse haben sich so an die 30 Zaungäste eingefunden. Teils mit Maske, teils mit Abstand trotzen sie – an die Fassade eines Hotels gelehnt – dem Schneetreiben. Maskiert genug und weit genug auseinander, dass die Polizisten, die ein paar Meter weiter stehen, sich und den frostsicheren Skifans einen Einsatz ersparen können. er gerade das Rennen anführt, lässt sich bei den Zaungästen übrigens nicht eruieren. Der Platzsprecher ist kaum zu hören und der Blick auf die Videowand ist durch den Sichtschutz verwehrt. Macht nichts. Irgendwie hat man ohnehin das Gefühl, dass es dem fröstelnden Häufchen bei diesem Nachtslalom einmal nicht um Sekunden und deren Bruchteile geht.
Gefühlt wirkt diese Slalomnacht, als sei sie aus der Zeit gefallen und die steirische Skihauptstadt gleich dazu. In einem Jahr werden wir darüber lachen. Hoffentlich.
W