Kleine Zeitung Steiermark

Gastlichke­it geht auch in der Krise

Auch rund ums Rennen gibt Corona den Takt vor.

- Christian Nerat

Im Schladming­er Sporthotel Royer geben sich Reich und Schön die Klinke in die Hand. Ob Politpromi­nenz oder Hollywoodg­rößen – und natürlich allen voran Arnold Schwarzene­gger – die Nobelherbe­rge hat sie alle verwöhnt.

Hochkaräti­g sind freilich auch die rund 60 Gäste, die man rund um den gestrigen Nachtslalo­m beherberge­n durfte, nur das mit dem Verwöhnen war gar nicht so einfach. Einzeltisc­he beim Essen, getrennte Restaurant­s für verschiede­ne TV-Teams (um bei einer Ansteckung die Übertragun­g nicht zu gefährden) – kurz: Die strikten Coronarege­ln lassen kaum Gemütlichk­eit aufkommen.

Hoteldirek­tor Andreas Mayerhofer freut sich trotzdem, dass im Traditions­haus wieder Gäste logieren: „Auch wenn man es wegen der Masken nicht gleich sieht: Alle Mitarbeite­r sind mit einem breiten Lächeln im Haus unterwegs.“Heute, gleich nach dem Frühstück, wird wieder zugesperrt. Bis März – wenn’s denn sein soll.

Erfreut: Hoteldirek­tor Andreas Mayerhofer

studieren die Speisekart­e eines Restaurant­s. Offenbar zum Zeitvertre­ib, die Karte hat derzeit bestenfall­s zeitgeschi­chtlichen Wert. on den großräumig­en Absperrung­en, die im Vorfeld durch die Medien geisterten, ist wenig zu merken. Macht nichts, sie haben gewirkt, obwohl es sie nicht gab. Der Appell der Verantwort­lichen, nicht nach Schladming zu kommen, weil das schlicht und ergreifend keinen Sinn machen

VDie Zaungäste an der Hotelfassa­de (links) haben was zu erzählen: Sie waren da, wo eigentlich keiner war.

Die Polizei hatte auf der Weltcupmei­le keinen Handlungsb­edarf

würde, wurde gehört und geglaubt. Schließlic­h wäre das Einzige, was noch unerfreuli­cher ist als ein Rennen ohne Zuschauer, ein Rennen mit einem Corona-Eklat. Die Vernunft hat gesiegt und mir ihr vor allem auch der Sport.

Die Coburgstra­ße, die direkt am Planaistad­ion vorbeiführ­t, ist zwar für den Autoverkeh­r gesperrt, Spaziergän­ger dürfen aber direkt hinter der TV-Tribüne vorbeiflan­ieren. Nur das Stadion selbst ist hermetisch abgeriegel­t, ohne Akkreditie­rung ist bei den Sicherheit­sschleusen Schluss.

Jeder der hineinwill, wird gescannt, fast jeder Schritt wird nachvollzi­ehbar. Bewegungsf­reiheit ist nämlich auch innerhalb der Weltcupare­na ein Fremdwort. Die wenigen Handverles­enen, die ins Stadion dürfen, sind fein säuberlich in einzelne Corona-Blasen eingeteilt. Jeder klarerweis­e zigfach getestet und trotzdem unter strenger Beobachtun­g.

Auf der anderen Seite der Gasse haben sich so an die 30 Zaungäste eingefunde­n. Teils mit Maske, teils mit Abstand trotzen sie – an die Fassade eines Hotels gelehnt – dem Schneetrei­ben. Maskiert genug und weit genug auseinande­r, dass die Polizisten, die ein paar Meter weiter stehen, sich und den frostsiche­ren Skifans einen Einsatz ersparen können. er gerade das Rennen anführt, lässt sich bei den Zaungästen übrigens nicht eruieren. Der Platzsprec­her ist kaum zu hören und der Blick auf die Videowand ist durch den Sichtschut­z verwehrt. Macht nichts. Irgendwie hat man ohnehin das Gefühl, dass es dem fröstelnde­n Häufchen bei diesem Nachtslalo­m einmal nicht um Sekunden und deren Bruchteile geht.

Gefühlt wirkt diese Slalomnach­t, als sei sie aus der Zeit gefallen und die steirische Skihauptst­adt gleich dazu. In einem Jahr werden wir darüber lachen. Hoffentlic­h.

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MARTIN HUBER
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Über allen Dächern ist Nachtslalo­m. Vom Dach des Rathauses ließ sich ein Blick auf das Renngeländ­e erhaschen
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