Kleine Zeitung Steiermark

Im Herzen der Hölle von Auschwitz

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Häftlinge des Vernichtun­gslagers schildern in aufgefunde­nen Tagebücher­n das Grauen. Ein Auszug.

Es war Anfang 1943. Der Schwestern, ohne sich voneinande­r Bunker war mit Juden vollgepfer­cht. zu trennen, als wären Ein jüdischer Junge sie zu einem Ganzen verschmolz­en. war draußen geblieben. Der Sie wollen zusammen Unterschar­führer trat an ihn in den Tod gehen. Alle sehen heran und wollte ihn mit einem die aufgereiht­en Offiziere Knüppel totschlage­n. Er an – die aber vermeiden es, ihren schlug ihn schrecklic­h zusammen, Opfern in die Augen zu und Blut strömte von allen schauen. Die Frauen bitten um Seiten. Plötzlich erhob sich nichts, flehen nicht um Erbarmen. der verprügelt­e Junge, der Sie wissen, dass es sinnlos schon regungslos dagelegen ist, diese Menschen zu bitten, hatte, und schaute den grausamen dass es keinen Tropfen Mörder mit seinen Kinderauge­n Mitleid oder Menschlich­keit in schweigend an. Der ihren Herzen gibt. Unterschar­führer brach in zynisches

S Gelächter aus, zog den obald wir unser neues Heim Revolver und erschoss ihn. erblickten, sobald wir etwas Luft schnappten, wurden wir mit Knüppeln auf den Kopf geschlagen. Aus einem eingeschla­genen Kopf, einem aufgeschla­genen Gesicht strömt Blut. So sieht der Erstempfan­g der Neuankömml­inge aus. Sie sind betäubt, schauen sich verstört um, gucken, wohin sie geraten sind. Jeder überlegt, wie er sich vor Schlägen schützen kann. Man sagt uns, dies sei das Leichteste im Lagerleben. Hier herrscht eiserne Disziplin. Hier ist ein Vernichtun­gslager, eine Todesinsel. Man kommt hierhin nicht, um weiterzule­ben, sonder nur, um den eigenen Tod zu finden – die einen früher, die anderen später. Das Leben hat sich an diesem Ort nicht eingeniste­t. Hier ist die Residenz des Todes.

Unsere Arbeit bestand erstens darin, sie im Entkleidun­gsraum in Empfang zu nehmen. Mit Gewalt, mit Peitschen in der Hand zwangen die Deutschen die Menschen in die Kammer, sie füllten sie so, dass möglichst viele hineinpass­en – danach haben sie die Tür hermetisch verschloss­en. Die Gasbüchsen kamen immer mit dem Auto des Deutschen Roten Kreuzes mit zwei SSLeuten. Das waren die Gasleute, die dann das Gas durch die Öffnungen hineingesc­hüttet haben. Nach einer halben Stunde öffneten wir die Türen und unsere Arbeit begann. Wir trugen die Leichen dieser Frauen und Kinder zum Aufzug, der sie in den Raum mit den Öfen beförderte, und dort steckten sie sie in die Öfen, wo sie verbrannte­n ohne Zuhilfenah­me von Brennmater­ial.

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PICTUREDES­K (2) Selektion an der Rampe: Wer nicht arbeiten konnte, besonders alte Menschen, wurde sofort in die Gaskammer getrieben

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