Heimische Tierwelt leidet unter Lockdown
Was sich derzeit in den Wäldern in und um Graz abspielt, hat es noch nie zuvor gegeben. Dramatische Folge: Unser Freizeitverhalten zerstört den Lebensraum.
Menschenmassen auf der Platte und dem Plabutsch, Verkehrschaos am Schöckl, volle Parkplätze am Fuß der Leber, in Thal, Rein und beim Kaiserwald – überall dieselben Bilder: Wo früher ab und zu Spaziergänger auftauchten, spielt es sich heute fast so ab wie in der Innenstadt. Stephan Moser, Bezirksjägermeister in Graz, bestätigt: „Es gibt eine große Frequenz in den Grünbiotopen, es sind heuer mehr Menschen unterwegs als üblich.“Und weiter: „Ich habe völliges Verständnis dafür, man kann und soll ja die Menschen nicht aus den Wäldern aussperren.“Aber: „Es wäre gut, wenn sich die Menschen auf den üblichen Wegen bewegen würden.“
Dies bekräftigt auch Harald Schönbacher, oberster Jäger in Graz-umgebung: „Ich verstehe das Erholungsbedürfnis der Menschen, aber das Verhalten
einiger
In St. Radegund etwa musste die Gemeinde Dixie-klos aufstellen, überall liegt Müll in den Wäldern. „Die Leute schleppen die vollen Bierdosen auf den Berg, die leeren scheinen aber zu schwer zu sein, denn die werden liegen gelassen“, ärgert sich Schönbacher. Hinzu kommen frei laufende Hunde und Mountainbikefahrer, die in Gruppen durch die Wälder donnern. Wege würden ohne
Leute
ist
problematisch.“
Erlaubnis ummarkiert und dann via App angepriesen werden.
Die Folge, so Schönbacher: „Tagsüber sind kaum noch Wildtiere zu sehen. Sie weichen in die Nacht aus.“Der Wald wird geschädigt, die nötigen 15, 16 Stunden Ruhezeit fallen aus, die Tiere sind geschwächt. „Wir drängen die Lebewesen zurück. Früher verbrachte das Rot- und Rehwild die Winter in den Auwäldern bei Kalsdorf und die Sommer auf der Gleinalm. Autobahn und Zersiedelung haben das verändert.“
Ein weiteres Problem: „Die Jagdausübung ist nicht mehr so einfach. Wir können in Graz unsere Abschusspläne nicht einhalten“, erklärt Stephan Moser. So müssten allein in diesem Jahr zwischen Platte und Plabutsch noch rund 70 Rehe und sieben Gämsen erlegt werden.