Kleine Zeitung Steiermark

Heimische Tierwelt leidet unter Lockdown

- Von Robert Preis und Thomas Wieser

Was sich derzeit in den Wäldern in und um Graz abspielt, hat es noch nie zuvor gegeben. Dramatisch­e Folge: Unser Freizeitve­rhalten zerstört den Lebensraum.

Menschenma­ssen auf der Platte und dem Plabutsch, Verkehrsch­aos am Schöckl, volle Parkplätze am Fuß der Leber, in Thal, Rein und beim Kaiserwald – überall dieselben Bilder: Wo früher ab und zu Spaziergän­ger auftauchte­n, spielt es sich heute fast so ab wie in der Innenstadt. Stephan Moser, Bezirksjäg­ermeister in Graz, bestätigt: „Es gibt eine große Frequenz in den Grünbiotop­en, es sind heuer mehr Menschen unterwegs als üblich.“Und weiter: „Ich habe völliges Verständni­s dafür, man kann und soll ja die Menschen nicht aus den Wäldern aussperren.“Aber: „Es wäre gut, wenn sich die Menschen auf den üblichen Wegen bewegen würden.“

Dies bekräftigt auch Harald Schönbache­r, oberster Jäger in Graz-umgebung: „Ich verstehe das Erholungsb­edürfnis der Menschen, aber das Verhalten

einiger

In St. Radegund etwa musste die Gemeinde Dixie-klos aufstellen, überall liegt Müll in den Wäldern. „Die Leute schleppen die vollen Bierdosen auf den Berg, die leeren scheinen aber zu schwer zu sein, denn die werden liegen gelassen“, ärgert sich Schönbache­r. Hinzu kommen frei laufende Hunde und Mountainbi­kefahrer, die in Gruppen durch die Wälder donnern. Wege würden ohne

Leute

ist

problemati­sch.“

Erlaubnis ummarkiert und dann via App angepriese­n werden.

Die Folge, so Schönbache­r: „Tagsüber sind kaum noch Wildtiere zu sehen. Sie weichen in die Nacht aus.“Der Wald wird geschädigt, die nötigen 15, 16 Stunden Ruhezeit fallen aus, die Tiere sind geschwächt. „Wir drängen die Lebewesen zurück. Früher verbrachte das Rot- und Rehwild die Winter in den Auwäldern bei Kalsdorf und die Sommer auf der Gleinalm. Autobahn und Zersiedelu­ng haben das verändert.“

Ein weiteres Problem: „Die Jagdausübu­ng ist nicht mehr so einfach. Wir können in Graz unsere Abschusspl­äne nicht einhalten“, erklärt Stephan Moser. So müssten allein in diesem Jahr zwischen Platte und Plabutsch noch rund 70 Rehe und sieben Gämsen erlegt werden.

 ??  ??
 ?? FOTOLIA (2) ?? Rehen und anderen Wildtieren behagt der Drang der Menschen in die Wälder nicht
FOTOLIA (2) Rehen und anderen Wildtieren behagt der Drang der Menschen in die Wälder nicht
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria