Zur Person
Fachärztin für klinische Mikrobiologie und Hygiene, Leiterin der Abteilung Surveillance und Infektionsepidemiologie in der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages), Sprecherin der Coronakommission.
Epidemiologische Daten sind die Voraussetzung, um die Entwicklung einer Epidemie wie die von Covid-19 zu beobachten. Eine qualitativ hochwertige epidemiologische Surveillance generiert zuverlässige Daten für daten-/evidenzbasierte gesundheitsbehördliche Entscheidungen zu Kontrollund Präventionsmaßnahmen. In Österreich operiert seit 2009 ein webbasiertes epidemiologisches Meldesystem, das fallbasierte Daten aufnimmt und sammelt. Seit 2014 sind alle Laboratorien zu Labormeldung in das EMS verpflichtet. Die gesammelten Covid-19-falldaten sind Basis für das Ages-dashboard, über das wir unter covid19-dashboard.ages.at die wichtigsten epidemiologischen Daten tagesaktuell zur Verfügung stellen, aber auch für Cluster-analysen, die Berechnung der Indikatoren für die Corona-ampel, aber auch für die Berechnung der epidemiologischen Parameter Steigerungsrate und effektive Reproduktionszahl Reff.
Die Berechnung von unterschiedlichen Indikatoren bildet die Basis für die Beurteilung des Risikos für die Bevölkerung durch die Corona-kommission. Die Höhe der 7-Tages-inzidenz beispielsweise wird auf Basis von Signalwerten für geringes, mittleres, hohes und sehr hohes Risiko in der Corona-ampel eingestuft. Die Kommission beurteilt unter Berücksichtigung des aktuellen Datenstands und relevanter Kontextinformationen auf diese Weise das Verbreitungsund Systemrisiko der Sars-cov2-epidemie in der österreichischen Bevölkerung. Diese Daten werden, akkordiert mit den Ländern, jeden Freitag auf corona-ampel.gv.at zur Verfügung gestellt. Diese wöchentlichen Vergleiche ermöglichen einen klaren Blick auf das tatsächliche Pandemiegeschehen.
Eine unserer Hauptaufgaben als Epidemiologen ist die Clusteranalyse, die ebenfalls ohne valide Daten nicht durchführbar wäre: Als Cluster werden Häufungen von Fällen innerhalb eines bestimmten Zeitraums in einer bestimmten Region bezeichnet. In der Abklärung werden die Fälle eines Clusters einander zugeordnet: Man bildet sogenannte Transmissionsketten, die zeigen, wie die Verbreitung zwischen den Fällen vor sich gegangen ist. Mit Stand 7. Oktober konnten wir 27.269 Fälle von insgesamt 51.338 Fällen einem von 4935 Clustern zuordnen. Der Umstand, dass wir auch nach einem halben Jahr Epidemie in der Lage sind, mehr als die Hälfte der Fälle einem Cluster zuzuordnen, zeigt uns, dass die Übertragung nach wie vor hauptsächlich in Clustern vor sich geht und sich das Virus nicht flächendeckend ausbreitet.