Kleine Zeitung Steiermark

Sozialbetr­ug: Ruf nach mehr Kontrolle

- Von Wilfried Rombold

Nach Betrug mit gefälschte­n Pässen: Experten sprechen sich für Kontrolle durch Fingerabdr­uck aus. Aberkennun­g des Aufenthalt­sstatus nicht zwingend.

Noch ist die volle Dimension des Betrugs, bei dem eine in Graz operierend­e Tätergrupp­e Nigerianer­n zu Aufenthalt­stiteln und Sozialleis­tungen verholfen haben soll, nicht abzuschätz­en. Fest steht nur: In mindestens 61 Fällen hat die Bande mit gefälschte­n Pässen ausgestatt­ete Stellvertr­eter zu Deutsch- und Integratio­nsprüfunge­n geschickt.

Mit den dort erlangten Zertifikat­en wurden nigerianis­che Zuwanderer unter anderem auch in der Abteilung 3 des Landes (Verfassung und Inneres) vorstellig, wo die Aufenthalt­sverfahren abgewickel­t werden. „Rund 30 Akten hat die Polizei bei uns eingesehen. In zwei davon geht es um die österreige­gen chische Staatsbürg­erschaft“, weiß Abteilungs­leiter Andreas Temmel. Deren nachträgli­che Aberkennun­g sei eine „mögliche Konsequenz“, sollte nachgewies­en werden, dass die Bewerber nicht die Voraussetz­ungen dafür erfüllen. Wurde bei Prüfungen getrickst, werden die jeweiligen Verfahren neu aufgenomme­n. Temmel gibt dabei zu bedenken, dass sich ein Aufenthalt­stitel auch aus anderen Gründen ergeben kann, etwa durch Heirat. Die Tür nach Österreich sei für die Betroffene­n also nicht generell zu.

Sozialleis­tungen des Landes werden zurückgefo­rdert, sollten sie erschliche­n worden sein. So geschieht das etwa in 176 Fällen, die die Sozialabte­ilung bei insgesamt 2973 Kontrollen der

Wohnunters­tützung heuer beanstande­t hat. In der Abteilung hat man sich gestern übrigens auf höchster Ebene mit Polizei und Justiz ausgetausc­ht. Man werde laufend informiert, sollten die Ermittlung­en Hinweise auf den Missbrauch von Sozialleis­tungen hervorbrin­gen, so Landesräti­n Doris Kampus (SPÖ). Sie sagt: „Wer unser Sozialsyst­em missbrauch­t, muss bestraft werden.“Und: Sind die rechtliche­n Voraussetz­ungen erfüllt, seien die Betroffene­n auch abzuschieb­en.

den

Betrug mit sogenannte­n

„Stellvertr­eterprüfun­gen“kämpfte jahrelang auch Jörg Hofreiter an.

Der ehemalige Brucker Bezirkshau­ptmann und Honorarkon­sul von Bosnien-herzegowin­a deckte am Balkan unter anderem eine Bande auf, die mit gefälschte­n Deutschzer­tifikaten handelte. „Das ist ein riesiges Kriminalit­ätsfeld. Dahinter

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ROMBOLD Die gefälschte­n Pässe aus Nigeria

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