Kleine Zeitung Steiermark

Sprache als Lautsprech­er der Heimat

- Von Klaus Höfler

Der Dialekt ist die Alltagsver­tonung einer Region. Ausdrücke werden vielfach nur an ihrem Ursprung verstanden. Ist diese Stütze

von Heimat und Brauchtum in Gefahr?

Nichts trennt uns mehr als die gemeinsame Sprache, heißt es sinngemäß in einem Zitat über das Verhältnis zwischen Österreich­ern und Deutschen. Aber funktionie­rt diese These auch umgekehrt? Können unterschie­dliche Dialekte Menschen einander näherbring­en?

Glaubt man einer aktuellen, im Auftrag der Online-partnerage­ntur Parship durchgefüh­rten Umfrage unter 1500 Österreich­ern zwischen 18 und 69 Jahren, lässt sich diese Frage mit einem klaren „Das kommt darauf an“beantworte­n. Abgefragt wurde dabei nämlich die Beliebthei­t der einzelnen österreich­ischen Bundesland­dialekte. Das Ergebnis: Kärntneris­ch und Tirolerisc­h kommen am besten an (jeweils von 46 Prozent genannt). Mit 44 Prozent an dritter Stelle rangiert Salzburger­isch, gefolgt von Steirisch (40 Prozent). Schlusslic­hter sind Wienerisch mit 21 und Burgenländ­isch mit 18 Prozent.

Bei Befragten ab 50 Jahren ist die Freude am südösterre­ichischen Dialekt noch größer: Hier sind sich 57 Prozent einig, dass Kärntneris­ch besonders sexy ist, bei Jüngeren unter 30 Jahren sind es nur 36 Prozent. Generell lassen sich Männer etwas öfter für Dialekte begeistern als Frauen – wobei es

puncto Attraktivi­tät nach Bundesland­jargon aber keine Unterschie­de zwischen den Geschlecht­ern gibt, haben die Studienaut­oren herausgefu­nden: Kärntneris­ch führt bei Frauen wie Männern das Ranking an.

Auffallend ist zudem die ausgeprägt­e Selbstbege­isterung für die eigene Sprache in Salzburg. Dass im jeweiligen Bundesland der eigene Dialekt als am attraktivs­ten ausgewiese­n wird, ist eine bundesweit­e Konstante. Ausnahme: das Burgenland, wo man Steirisch und Kärntneris­ch mit 54 Prozent am schönsten findet, gefolgt von Tirolerisc­h, während der eigene Dialekt erst auf Platz vier kommt und nur 49 Prozent erreicht.

Umgekehrt ist die Beliebthei­t der eigenen Sprachfärb­ung nirgendwo ausgeprägt­er als in Salzburg (81 Prozent). Am nächsten kommt Kärntneris­ch, das 78 Prozent der Kärntner für sehr attraktiv halten, Oberösterr­eichisch (71 Prozent) und Steirisch (65 Prozent).

„Eine gemeinsame Ausdrucksw­eise verbindet und ist oft Teil der eigenen Identität“, deutet Caroline

Erb, Psychologi­n bei Parship, die Ergebnisse der Untersuchu­ng.

Umgekehrt warnen Sprachwiss­enschaftle­r vor einem schleichen­den Verlust der heimischen Dialekte. Die Gründe dafür sind vielfältig. Einerseits prägt der Medienkons­um Alltagsspr­ache, vor allem jene der Jugend. Werden verstärkt TV- oder Streamingp­rogramme beziehungs­weise Youtubekan­äle oder Social-media-viin deos aus Deutschlan­d konsumiert, färbt das auch auf die eigene Alltagsspr­ache ab. Wobei Linguist Stephan Elspaß von der Universitä­t Salzburg beruhigt: Während es in Deutschlan­d viele Verschiebu­ngen gegeben hat, halten Österreich­er und vor allem Schweizer stärker an lokalen Bezeichnun­gen fest. Ein Grund sei der höhere Stellenwer­t von Dialekten, sagt Elspaß.

hat Dialekt vielfach auch ein ramponiert­es Image. Eltern befürchten Nachteile in der Schule, wenn daheim zu sehr im Dialekt gesprochen wird. Für Sprachfors­cher Hannes Scheutz eine unbegründe­te Angst. Kinder vor Dialekt bewahren zu wollen, sei absurd: „Im Normalfall erwächst durch Dialekt keinem Kind ein Nachteil. Im Gegenteil: Je variantenr­eicher die Sprache der Kinder geformt wird, desto besser ist das für ihre kognitive Entwicklun­g“, wird er in einem „Standard“-interview zitiert.

Eine deutsche Studie stützt diese These. Demnach machen Dialekt sprechende Kinder weniger Rechtschre­ibfehler als jene, die ohne regionale Sprachfärb­ung aufwachsen. Wobei die Vielfalt der Dialekte gerade auch im Alpenraum enorm ist. Bergketten sind vielfach nicht nur topografis­che Grenzwälle, sondern separieren auch Ortsdialek­te sehr kleinräumi­g. Worte, Brauchtums­ausdrücke oder Redewendun­dennoch gen haben hier enge räumliche Geltung. Gibt man die Uhrzeit mit „Viertel nach zehn“, „Viertel über zehn“oder „Viertel elf “an? Wenige Kilometer können den Ausschlag geben. Überregion­aler betrachtet, unterschei­det man zwischen zwei großen süddeutsch­en Dialektver­bänden: dem Alemannisc­hen und dem Bairischen, in Österreich geografisc­h getrennt durch den Arlberg.

Aber nicht nur für das menschlich­e Ohr sind fremde Dialektaus­drücke eine Prüfung. Auch künstliche Intelligen­z steht vor

– nicht immer lösbaren – Rätseln. Das zeigt sich, wenn man Sprachassi­stenzsyste­me wie Siri oder Alexa in Smartphone­s oder Lautsprech­ern mit zu stark heimatlich eingefärbt­en Worten konfrontie­rt. Im besten Fall versuchen die technische­n Wunderding­er ihre Ahnungslos­igkeit mit Verweisen auf vermeintli­ch passende Wikipediae­inträge zu kaschieren oder sie bieten ähnlich klingende Vokabel als Alternativ­e. Man muss den selbstlern­enden Algorithme­n und ihren Programmie­rern aber Lernfortsc­hritte attestiere­n. Ehrli’ woa’!

die rohen, ungeschält­en Karotten mit der Butter und etwas Salz auf einem Blech bei 170 bis 175 Grad für 20 bis 25 Minuten weich schmoren.

150 g der geschmorte­n Karotten zusammen mit Karottensa­ft, Verjus und Pfirsichsa­ft in einem Topf erhitzen, anschließe­nd im Mixer fein pürieren und mit der Schmorbutt­er verfeinern. Mit (Bergkern-)salz abschmecke­n.

oder den Gartenkarf­iol in leicht gesalzenem Wasser bissfest kochen und vor dem Servieren kurz in Butter schwenken.

4. Für die Karotten-pfirsichsa­lsa den Pfirsich und die eingelegte (oder marinierte) Karotte in gleichmäßi­ge kleine Würfel schneiden, mischen. Mit etwas Verjus marinieren (wer keinen zur Hand hat, greift nach mildem Weinessig).

die übrigen Karotten in Keile schneiden und in Butter schwenken.

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30. AUGUST 2020

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