Kleine Zeitung Steiermark

Zur Person

- Robert Pfaller,

Wenn, so glaube ich, gehört die Kunst jedenfalls zu den Ersten, die damit beginnen müssten. Es wäre auch politisch nicht ohne Wirkung, wenn wir mehr zweckfreie Kunst hätten, die die Menschen wieder daran erinnert, dass auch sie selbst nicht nur zum Funktionie­ren auf der Welt sind.

Sie werfen der zeitgenöss­ischen Kunst auch vor, zu stark an der „Wahrheit“interessie­rt zu sein, wobei die Kunst ja traditione­ll (von der Oper bis Hollywood) von extremer Künstlichk­eit, vom Schein geprägt war. Mittlerwei­le wird sogar in der Popkultur das „Authentisc­he“behauptet, selbst

Jede Bühne bewirkt eine Fiktionali­sierung des Gezeigten. Wenn man einen echten Rokokostuh­l auf eine Theaterbüh­ne stellt, wirkt er wie eine billige Kopie. Und wenn man einen Idioten ins Fernsehen stellt, wirkt er, als würde ein guter Schauspiel­er ihn spielen. Das ist unterhalts­am. Nur nützt es dem Idioten, wie die meisten von ihnen zu spät bemerken, leider nicht.

Die Gesellscha­ft wird immer formloser und legerer. Das allgegenwä­rtige Duzen, das Ver

geb. 1962 in Wien, lehrt an der Kunstunive­rsität Linz. Gründungsm­itglied der Wiener Forschungs­gruppe für Psychoanal­yse „stuzzicade­nti“Wichtige Publikatio­nen: „Interpassi­vität“(2000), „Die Illusionen der anderen“(2002), „Das schmutzige Heilige und die reine Vernunft“(2008), „Wofür es sich zu leben lohnt“(2011), „Erwachsene­nsprache“(2017).

Ein formloser Umgang erscheint auf den ersten Blick oft befreiend und zwanglos. Aber das kann täuschen. Ein Chef zum Beispiel, der mich zumindest siezen muss, kann sich mir gegenüber weniger herausnehm­en als ein duzender. Und wenn die Menschen im öffentlich­en Raum die Form wahren, dann treten sie, wie der amerikanis­che Soziologe Richard Sennett richtig sagt, theatralis­ch, gleichsam als Masken,

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Der österreich­ische Philosoph Robert Pfaller schreibt über die Sinnhaftig­keit der Form schwinden der Rituale usw. Die „sozialen“Medien haben das noch beschleuni­gt, dort herrscht ja fast ausschließ­lich ein besonders rüder Ton. Braucht es wieder mehr Form im Umgang miteinande­r?
PRENNINGER in völlig künstliche­n Formaten wie dem Reality-tv. Haben Sie eine Erklärung? Der österreich­ische Philosoph Robert Pfaller schreibt über die Sinnhaftig­keit der Form schwinden der Rituale usw. Die „sozialen“Medien haben das noch beschleuni­gt, dort herrscht ja fast ausschließ­lich ein besonders rüder Ton. Braucht es wieder mehr Form im Umgang miteinande­r?
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