Der Floh, der den Fußball revolutionierte
Spanien in Aufruhr: Lionel Messi hat per Einschreiben bei Barcelona gekündigt. Das Ende einer Beziehung, die den
Fußball weltweit geprägt hat.
wurf in einem Restaurant auf einer Serviette formuliert wurde. Rohdiamant Messi war schüchtern, fast introvertiert. Aber seine Klasse war immer sichtbar – wie seine unglaublich hohen Ansprüche an sich selbst. Fehlende körperliche Größe gleicht er mit Attributen aus, die bis heute unerreicht, für manche gar unerklärbar und nicht zu entschlüsseln sind.
Messi ist schnell. Viereinhalb Schritte macht er pro Sekunde, mehr als manch 100-Metersprinter. Der Ball scheint wie ein Magnet an seinem Fuß zu kleben, wenn er es wünscht. Er hat Gefühl für den Raum und dessen optimale Nutzung. Er hat ein gutes visuelles Gedächtnis und er hat sich auch eine perfekte Schusstechnik angeeignet. Und, zumindest bei Barcelona, ist er eiskalt, wenn es darauf ankommt. Sechs Mal wurde er auch zum Weltfußballer des Jahres gewählt, auch wenn nicht immer alles rundlief. Auch Messi war in ein Steuerverfahren verwickelt, weil er mit Bildrechten über eine Stiftung in Panama Geld an der Steuer vorbei verdiente. Die einzige Ausrede blieb: „Ich spiele nur Fußball und unterschreibe alles blind, was mir mein Vater gibt.“
großen Unterschied zwischen Messi und Cristiano Ronaldo: Während der eine, Ronaldo, den Hang zur Selbstdarstellung auslebt, von Oben-ohne-bildern bis hin zu
Luxusautos, Urlaub auf Jachten und barocken Villen, ist Messi abseits des Platzes kaum zu sehen. Nur die Familie zählt für ihn, er blieb schüchtern, außerhalb des Platzes.
Im Stadion war er Epizentrum der katalanischen Fußball-philosophie des FC Barcelona. Er war das Tüpfelchen auf dem Tiki-taka, des schnellen Kurzpassspiels, das überraschende Moment, das Unberechnbare. Nur im Nationalteam gelang es ihm nie, die Rolle des Führers zu übernehmen und vollendet zu spielen. Trotz der Nummer 10, die vor ihm Diego Maradona getragen und das Land zum Wm-titel geführt hatte. Messi schaffte das nur mit der U20, bei Olympia. Sonst ist seine Geschichte mit der „Albiceleste“eine von traurigen Niederlagen.
Solch ein trauriger Moment war die abgelaufene Saison mit Barcelona. Kein Titel, dazu das bittere 2:8 gegen den FC Bayern im Finalturnier der Champions League. Der Beweis, dass der Klub, der mehr als ein Klub sein will, nicht alles richtig gemacht hat. Intern schwelen Machtkämpfe im Kampf um das Präsidium, dazu war die Transferpolitik zuletzt von überschaubarem Erfolg. Der erst nach der Pleite der Champions League neu bestellte Trainer Ronald
Koeman soll im ersten persönlichen Gespräch Lionel „Leo“Messi klargemacht haben, dass er künftig keine Vorteile genießt, sich dem Team unterordnen muss. So erzählt man es zumindest rund um die katalonische Hauptstadt.
daraufhin die Kündigung. Die ist, egal wohin die Reise geht, noch lange nicht beschlossene Sache. Gut möglich, dass die Beziehung zwischen dem besten Fußballer und dem besten Klub der Welt zum Rosenkrieg wird. Es geht, wie sollte es anders sein, ums Geld. Zum einen darum, ob Messi die einseitig ausgerufene Berufung auf eine Klausel, die ihm mit Saisonende den Abschied ermöglicht, ziehen darf oder nicht. Und natürlich geht es darum, wer sich Messi leisten kann. Auch mit 33 Jahren wird der kein Schnäppchen – selbst wenn er „eigentlich nur Fußball spielen will“.
Das tut er aber besser als alle anderen. Meistens.