Von Chancengleichheit und geheimen Obsessionen
„Die Dohnal“und die Sci-fi-dystopie „The Trouble with Being Born“erhalten die Großen Diagonale-preise 2020.
Das im März in Graz geplante Festival des österreichischen Films ist dem Coronavirus zum Opfer gefallen. Und doch wollten die Diagonale-verantwortlichen Peter Schernhuber und Sebastian Höglinger auch heuer ihre Preise, die höchstdotierten in der heimischen Filmbranche, vergeben: „Wir hoffen, auf diesem Weg ein Stück zur Sichtbarkeit und Anerkennung des österreichischen Films beitragen zu können!“
Die beiden Großen Preise gingen an Sabine Derflinger für ihr Porträt der legendären Frauenministerin Johanna Dohnal (bester Dokumentarfilm) und Sandra Wollner für „The Trouble with Being Born“(bester Spielfilm“). Während „Die Dohnal“den Kampf für Chancengleichheit und weibliche Selbstbestimmung in den Mittelpunkt stellt und dadurch den Feminismus „auch für jüngere Generationen begreifbar“mache, überzeugte die 36jährige Steirerin Wollner die
Diagonale-jury mit ihrer Science-fiction-dystopie über einen Androiden namens Elli, der von einem Mann nach dessen Erinnerungen erschaffen wurde. Der Film war schon bei der diesjährigen Berlinale mit einem Spezialpreis bedacht worden. Ein wunderbar konstruierter Film, der die Sehnsüchte, Obsessionen und geheimen Wünsche von scheinbar ganz normalen Menschen offenlegt. Von der Diagonale gibt es dafür noch Preise für den Schnitt, den Sound sowie für Darsteller Dominik Warta. Bei den Schauspielerinnen gewann Julia Franz Richter („Der Taucher“).
Die Großen Preise sind mit jeweils 21.000 Euro dotiert und werden von rund einem Dutzend weiterer Auszeichnungen begleitet (siehe Info). Für das Führungsduo Schernhuber und Höglinger illustrieren die preisgekrönten Filme „den Facettenreichtum, die inhaltliche wie formale Bandbreite sowie das Potenzial des österreichischen Films“. Zugleich wachse mit ihnen „die Vorfreude auf gemeinsame Kino- und Festivalmomente in den nächsten Monaten“.