Ein zweiter Frühling für ausrangierte Vorhänge
Im Sinne der Nachhaltigkeit ruft Jasmin Hirschmann dazu auf, ihr alte Vorhangstoffe zu schicken. Sie will aus ihnen neue Kleider machen.
Vorhang auf für dieses Vorhaben: Die steirische Schneiderin Jasmin Hirschmann startet einen ungewöhnlichen Aufruf. Er ist gerichtet an Besitzer von Vorhängen, die ihre eigentliche Aufgabe schon erfüllt haben. Statt im
Tack, tack, tack – in Jasmin Hirschmanns Schneiderei kommen auch Vorhänge unter die Nähmaschine
Keller zu Mottenfutter zu werden, bittet sie darum, ihr die ausrangierten Stücke anzuvertrauen (Kontakt siehe Infobox). „Aus den Stoffen kann ich dann nämlich Kleider nähen“, verrät Hirschmann, die seit dem Jahr 2015 „Jassis Plissee & Mode“schneiderei in Graz führt. Sind es Spitzenvorhänge, will sie mit ihrer Nähmaschine auch Brautkleider zaubern.
Für die künftigen Besitzerinnen der Kleider hat das auch einen Vorteil mit Auswirkung auf das Geldbörserl: „Sie sparen sich die Stoffkosten für ihr neues, maßgefertigtes Kleidungsstück“, so Hirschmann.
Das Geld steht bei diesem Vorhaben aber nicht im Vordergrund: Die Idee zu der Aktion hatte die 28-jährige Steirerin nämlich, nachdem sie eine Dokumentation über den „Umweltkiller Mode“gesehen hatte. „Es ist schockierend. Seitdem habe ich mir kein Gewand mehr gekauft“, erzählt Hirschmann und fügt an: „Es ist nie ganz nachhaltig, wenn etwas neu produziert werden muss – und Kleidungsstücke sind leider für die meisten nach wie vor Wegwerfprodukte.“Man müsse sich bewusst werden, dass Mode viel Müll erzeuge. Mit ihrer Idee möchte sie „wachrütteln, wie viel Gerümpel wir zu Hause herumliegen haben, aus dem man noch etwas machen könnte“.
Dass sich Vorhänge sehr gut eignen, um daraus Kleider zu nähen, hat die Schneiderin bereits mehrfach erprobt: „Ich habe eine Kundin auch schon einmal extra ins Einrichtungsgeschäft geschickt, um Vorhänge zu kaufen“, erzählt die gebürtige Südoststeirerin mit einem Lächeln. Und es hat geklappt. Der Vorhang fällt, das Kleid sitzt.
Besonders für Brautkleider im Vintage-look würden sich Vorhänge besonders gut eignen. „Es liegt gerade voll im Trend, Kleider zu tragen, die aussehen, als wären sie 50 Jahre alt und aus alten Stoffen hergestellt. Mit der Idee wären die Brautkleider sogar wirklich Vintage“, sagt Hirschmann. Und: „Es muss kein neuer Stoff verwendet werden für ein Kleidungsstück, das man nur einmal trägt.“