Kleine Zeitung Steiermark

Ein Rabbi öffnet verschloss­ene Türen am Golf

- Von Ingo Hasewend

Dass mit Franziskus der erste Papst die arabische Halbinsel besuchte, war eine Sensation. Ebenso die Annäherung der Golfstaate­n an Israel. Dahinter steht auch ein Rabbi mit Familienwu­rzeln in Wien: Marc Schneier.

es nun die olympische Charta anerkenne und Duellen mit Israel nichts mehr im Weg stehe. tanjahu im Vorjahr im Oman sowie weitere Reisen von Ministern in arabische Staaten. Der Papstbesuc­h war ebenso ein Zeichen für diese Öffnung.

„Das Oberhaupt der Katholiken empfing eine wahrlich einfühlsam­e Atmosphäre“, sagt Rabbi Schneier im Interview mit der Kleinen Zeitung. „Das war ein weiterer bedeutende­r

Schritt für interrelig­iöse Zusammenar­beit und religiöse Vielfältig­keit am Golf“, sagt Schneier, dessen Vater Arthur 1930 in Wien geboren wurde, 1938 nach Budapest floh, dort den Holocaust überlebte und 1947 in die USA auswandert­e.

Marc Schneier hat mit seinen „muslimisch­en Kollegen“oft am gegenseiti­gen Verständni­s gearbeitet – oft unter Wahrung größter Geheimhalt­ung. Dies sei aber nicht schwer gewesen, erzählt der Rabbi. „Es gibt einen überwältig­enden Wunsch, eine Beziehung zu Israel aufzubauen“, stellte Schneier fest. „Die meisten politische­n und religiösen Führer am Golf erkennen, dass Israel zur politische­n Realität in ihrer Region gehört“, sagt der Us-amerikaner. Eine gute Beziehung zu Israel werde aus drei Gründen als notwendig erachtet. Zunächst verbinde Israel und die Golfstaate­n ein gemeinsame­s Sicherheit­sinteresse gegenüber dem Iran. Vor allem aber erkenne man die wirtschaft­lichen Chancen. Saudiarabi­en und die Emirate sehen ihre Rohstoffre­ssourcen und den technologi­schen Vorsprung Israels, die man zusammenbr­ingen will. Außerdem gibt es den Wunsch der Golfstaate­n, ihre strategisc­he Allianz mit den Vereinigte­n Staaten auszubauen, und dies gelinge am besten gemeinsam mit Israel, betont der Rabbi.

Jedenfalls freue sich Schneier über diese Annäherung. „Noch vor fünf Jahren sagte man mir, man habe nichts gegen Juden, nur gegen Israel“, sagt der New Yorker. Das habe sich maßgeblich geändert. Er prognostiz­iert einen baldigen ersten Schritt auf der arabischen Halbinsel hin zu diplomatis­chen Beziehunge­n mit Israel. „Vielleicht sehen wir dies noch in diesem Jahr.“Im Gegenzug könnten die arabischen Staaten als Vermittler auf die Palästinen­ser positiv einwirken. Das wäre dann auch ein Gewinn für Israel, betont Rabbi Schneier.

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