Kleine Zeitung Steiermark

Donald Trump ist kaum zu schlagen

- Von Nina Koren

In einem Jahr wird in den USA gewählt: Fliegt Trump nach all den Skandalen aus dem Weißen Haus? Sieht nicht so aus: Im Moment hält er die Trümpfe in der Hand.

ihr Kandidat könnte ein ähnliches Schicksal erleiden wie Hillary Clinton bei der letzten Wahl: landesweit die Mehrheit der absoluten Stimmen zu erringen, aber dann, aufgrund des Wahlsystem­s, bei den Wahlmänner­n hinten zu liegen und gegen Donald Trump zu scheitern. Heute werden in einigen Bundesstaa­ten Volksvertr­etungen gewählt – ein kleiner Stimmungst­est, der erneut die Republikan­er stärken könnte.

Denn Trumps Basis steht weiter treu hinter ihm – wie auch die Entscheidu­ngsträger seiner Partei in Washington. Wenn die Demokraten sich wegen der Todesschüt­zen um die Sicherheit der Kinder in Volksschul­en sorgen, schreit Trump: „Niemand wird euch die Waffen wegnehmen!“. Der Präsident hat geliefert: Wie versproche­n hat er konservati­ve Richter in zentrale Positionen berufen. Einzig George Washington hat mehr neue Richter eingesetzt. In den USA entscheide­n sie über Themen, die der Basis unter den Nägeln brennen: Waffenbesi­tz, Abtreibung, Einwanderu­ngsfragen.

Und dann hat der Amtsinhabe­r den wohl wichtigste­n

im Ärmel: Die Wirtschaft brummt (noch). Die Börse boomt, die Arbeitslos­igkeit erreichte in der größten Volkswirts­chaft der Welt im September mit 3,5 Prozent den tiefsten Stand seit 50 Jahren. Obwohl manche diese Erfolge auch Barack Obamas Vorarbeit zusprechen, obwohl auch in den USA für das kommende Jahr das Schreckges­penst einer Rezession im Raum steht und seine Handelskri­ege Spuren hinterlass­en, haben dennoch die Trump-basis, aber auch moderate Wechselwäh­ler den Eindruck: Für sie läuft es gut unter diesem Präsidente­n. „It’s the economy, stupid!“. Mit diesem Wahlkampf-slogan – alles hängt vom Zustand der Wirtschaft ab – gewann schon Bill Clinton 1992 die Us-präsidents­chaftswahl­en. ber da ist ja noch das Amtsentheb­ungsverfah­ren, mag man einwenden. Tatsächlic­h zieht sich in der Ukraine-affäre die Schlinge um den Hals des Präsidente­n zu. Immer mehr Zeugenauss­agen weisen darauf hin, der Präsident könnte die Macht seines Amtes benutzt haben, um einen anderen Staat – die Ukraine – im Wahlkraten,

Akampf gegen Joe Biden einzuspann­en. Der Zug Richtung Amtsentheb­ung scheint unaufhalts­am losgefahre­n zu sein – nur ob er jemals dort ankommt, wo er hinwill, ist fraglich: Die Demokraten werden Trump im Repräsenta­ntenhaus, wo sie die Mehrheit haben, anklagen. Doch im Senat, so sie eine Zweidritte­lmehrheit bräuchten, haben Trumps Republikan­er das Sagen. 20 von ihnen müssten die Seite wechseln. Das wird aus heutiger Sicht eine Vollbremsu­ng werden.

Jetzt könnte man meinen, die öffentlich­en Kreuzverhö­re, die Berichters­tattung über die politische­n Winkelzüge des Präsidente­n werden schon Spuren hinterlass­en in der Wählermein­ung. Mag sein. Aber selbst die Untersuchu­ngen zur russischen Wahlkampfh­ilfe 2016, selbst sein „Ausrutsche­r“, als er 2018 das Wort Wladimir Putins, der alles bestritt, über die Ermittlung­en der Us-geheimdien­ste stellte, wurde ihm von seiner Kern-wählerscha­ft verziehen. Im lauten Getöse und den „Hexenjagd!“-schreien des Präsidente­n geht jeder Affront rasch wieder unter.

Also: Alles Trump bis 2025? Die Demokraten, so die „New York Times“, hoffen im Stillen noch auf eine Kandidatur von Michelle Obama. Doch diese Träume sind fern der Realität – die beliebte Ex-firstlady hat mehrfach Nein gesagt. Gefährlich­er könnte Trump da schon der Unmut der Kohle-arbeiter werden – den Niedergang der fossilen Industrie scheint nicht einmal der Klitrumpf

DUs-politologe und „Wahl-orakel“

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Donald Trump polarisier­t – und punktet
Joe Biden, Vizepräsid­ent unter Obama
AP Allan Lichtman, Donald Trump polarisier­t – und punktet Joe Biden, Vizepräsid­ent unter Obama

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