Papier schlägt Vr-brille
Auf der Frankfurter Buchmesse wird Literatur analog und digital angereichert – mit wechselndem Erfolg. Die junge steirische Autorengeneration reüssiert.
Im Pavillon des Gastlandes Norwegen auf der Frankfurter Buchmesse riecht es, in einem Unendlichkeitsraum aus Lesetischen und Spiegelwänden, nach Sommer, nach dem Todestag der Großmutter und der Zeit, als man vier Jahre alt und sicher war, alles zu besitzen, was man im Leben braucht. „Invisible Silence“heißt Sissel Tolaas’ und Erling Kagges Installation, die da eine Duftbibliothek und knappe Wortskizzen zu sinnlich angereichertem analogem Erzählen verbindet.
Der digitalen Erzählungen gewidmete Raum ist auf der Buchmesse 2019 allerdings ungleich größer: Im Obergeschoß der Halle 4 zeigen Aussteller aus aller Welt, wie man Virtual Reality, Augmented Storytelling, künstliche Intelligenz zu Instrumenten der Literatur macht. Die Veranstalter verorten hier „die Zukunft des Erzählens“, aber den Besuchern, die sich hier unter 7450 Ausstellern aus 104 Ländern tummeln, ist das offenbar noch eher egal: Um Bücher herrscht deutlich mehr Gedrängel als um Vr-brillen.
Auch am Gemeinschaftsstand österreichischer Verlage preisen Buchhändler, Wirtschaftsfunktionäre und Politiker unisono das gedruckte Buch. Was unlängst noch wie angstvolles Pfeifen im Walde klang, wird von der Statistik wieder gestützt: Während der E-bookmarktanteil bei drei Prozent stagniert, machte der heimische Buchmarkt im ersten Halbjahr 2019 um 2,7 Prozent mehr Umsatz als 2018. Davon profitieren die klassischen Verlage: Sowohl Annette Knoch vom Literaturverlag Droschl, die in Frankfurt Autor Thomas Stangl und seinen Erzählband „Die Geschichte des Körpers“vorstellte, wie auch Styria-verleger Matthias Opis, mit Büchern über Hedy Lamarr, den „Weltstar aus Wien“, und Ratgebern über Jungbrunnen-effekte und veganes Fasten angereist, vermelden intensives Interesse bei Medien und Fachpublikum.
Peter Handke ist natürlich nicht nur bei den Österreichern ein Hauptgesprächsthema: Der Suhrkamp-verlag schmückt seinen Stand ebenso mit dem Literaturnobelpreisträger wie das Salzburger Verlagshaus Jung und Jung. Verleger Jochen Jung